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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Die Roben der „Ersten Damen“

Von Marion Kaufmann

Es geht nicht um die Allererste, denn die verfügte ja nur über ein paar Blätter, sondern um die heutigen. Die Gattin eines mittelamerikanischen Präsidenten soll an die hundert Paar Schuhe gehabt haben; die Tochter von Ex-Präsident Menem, die die Stelle der Ersten Dame einnahm und mit Papa in der Welt herumreiste, nahm immer ihre Schneiderin mit; Frau Merkel hingegen, die ja eine viel höhere Stelle einnimmt als viele Ehefrauen und Töchter, trägt immer das gleiche Jackenmodell, das sie in verschiedenen Farben besitzt und das finde ich nicht nur bescheiden sondern auch praktisch, denn so kann sie eine neue Jacke einfach per Telefon bestellen, denn der Schneider kennt ja ihre Maße. „Nächstes Mal eine grasgrüne, bitte“, so stelle ich mir das vor, ohne mit lästigen Anproben die Zeit zu verlieren. Ja, und sogar Lady Di soll auf verschiedenen Festen das gleiche Kleid von dem vorigen Fest getragen haben. Aber so kann man ja nur vorgehen, wenn man klug und gebildet ist.

In den Ländern, die pleite sind, müssen die Ersten Damen hochelegant auftreten, weil sie glauben, das gehört dazu. Sie reisen mit Schneiderin und Kosmetikerin, mit Friseur, Berater und wahrscheinlich auch mit einem Übersetzer. Die Kleider der hiesigen Ersten Dame waren, als sie mit ihrem Gatten diverse europäische Länder besuchte, teils aufgedonnert und, um es höflich auszudrücken, höchst unschön. Ihr „Berater“ hatte anscheinend nicht gewusst, dass die Damen in Europa mehr Wert auf schlichte Eleganz legen als auf erlesene Stoffe mit handgestickten Ornamenten. Und während der Ehemann geschäftlich mit den Kollegen plauderte - finanzielle Unterstützung erhoffend - zeigte sie sich mit auffallenden und wohl auch recht kostbaren Modellen.

„Es ist gefährlich, anderen etwas vorzumachen; denn es endet damit, dass man sich selbst etwas vormacht.“ (Eleonora Duse)

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