Am Dienstag kündigten der Minister für produktive Entwicklung, Matías Kulfas, und die Handelssekretärin Paula Español im Regierungsgebäude ein neues Preissystem für 70 Produkt des täglichen Haushaltsbedarfs an, das “Super cerca” (Besonders nahe) getauft wurde. Bei diesen Produkten, die Lebensmittel, alkoholfreie Getränke, Reinigungsprodukte u.a. umfassen, werden die Preise bis Ende Dezember 2021 nicht verändert. Dies wurde mit den Fabrikanten vereinbart, wobei die Regierung als Gegenleistung die bisher geltenden Höchstpreise außer Kraft gesetzt hat. Die jetzt vereinbarten Preise müssen in einer Etikette gedruckt werden, die auf die Pakete geklebt wird. Das allein wird die Produkte, die in diesem System eingeschlossen sind, von anderen sichtbar unterscheiden. Es macht auch die Kontrolle durch das Handelsekretariat einfacher. Die betroffenen Unternehmen protestierten, weil dies zusätzliche Arbeit und Kosten bedeutet.
Die Preise der Produkte, die in diesem Programm eingeschlossen sind, liegen um durchschnittlich etwa 17% unter denen, die in Supermärkten und Selbstbedienungsläden gelten. Somit dürften die Preise dieser 70 Produkte stark unter denen anderer Produkte liegen, die den gleichen Bedarf decken, wobei die Differenz im Laufe des Jahres weiter zunimmt, da die Preise anderer Produkte weiter steigen werden.
Das bisher geltende System der Höchstpreise war viel umfassender. Es galt zunächst für 100.000 Produkte, und dann für 70.000. Seit diese Preise eingeführt wurden, im März 2020, sind die Kosten erheblich gestiegen. Es gab Lohnerhöhungen, Erhöhung der Tarife von Strom, Gas und Wasser, die Immobiliensteuer wurde erhöht und die Abwertung des Peso wirkte sich auch aus. Die Regierung hat daher schon ab Dezember 2020 nach und nach die Höchstpreise auf weniger Produkte beschränkt, was dann auch dazu führte, dass es schwierig wurde, zu erkennen, welche Produkte von den Höchstpreisen erfasst waren und welche nicht. Somit wurde das ganze System immer weniger kontrolliert und auch zunehmend weniger beachtet.
Frische Lebensmittel sind nicht in den 70 Produkten mit eingefrorenen Preisen eingeschlossen. Die Preise von Obst, Gemüse, Rindfleisch, Geflügel, Schweinefleisch, und Fisch sind weiter frei. Bei Rindfleisch hatte die Regierung schon versucht, die internen Preise durch ein allgemeines Exportverbot zu drücken, Doch das erhöhte Rinderangebot blieb aus, weil die Landwirte sich über ihre Verbände einigten, keine Rinder zu verkaufen, solange das Exportverbot andauert, was zum großen Teil eingehalten wurde. Die Preise, die der Konsument beim Metzger oder im Supermarkt zahlt, stiegen, angeblich bis zu 6%. Kulfas empfing diese Woche den neuen Präsidenten der “Sociedad Rural Argentina”, Nicolás Pino, der sich persönlich besonders der Rinderzucht widmet. Es war ein Signal des Friedens mit der Landwirtschaft, da der Kirchnerismus besonders diesen Verband zum Feind gestempelt hatte, so dass er bisher bei Gesprächen des Präsidenten mit Landwirten nicht einberufen wurde.
Die Exportschlachthöfe, die vom Verbot direkt betroffen werden, da sie normalerweise den Binnenmarkt kaum beliefern, haben als Kompromisslösung vorgeschlagen, dass die Exporte auf 20% der Rindfleischproduktion beschränkt werden, so dass das bestehende Programm der “zugänglichen Preise” funktionieren kann, das sich auf elf billige Teile des Rinderleibes bezieht und auf 8.000 Tonnen monatlich beschränkt ist. Der Konsum dieser Fleischarten beträgt jedoch das Vielfache, so dass diese Quote kaum eine Bedeutung hat. Wenn die Exportsperre andauert, werden viele Exportschlachthäuser ihr Personal zeitweilig entlassen müssen, womit ein unnötiges zusätzliches Sozialproblem entsteht.
Beim Rindfleisch sind Preiskontrollen kompliziert und schwer zu kontrollieren. Doch im Grunde ist das Problem nicht wie in früheren Zeiten, weil ein hohes Angebot an Geflügel und Schweinefleisch besteht, das ständig zunimmt, wobei die Preise nicht stark vom Rindfleischpreis abweichen, im Vergleich zu Lende u.a. teuren Teilen des Rinderleibes sogar niedriger sind. Obwohl der Rindfleischkonsum von über 80 kg pro Kopf und Jahr, gelegentlich sogar über 90 kg, in den letzten Jahrzehnten bis auf unter 50 kg gefallen ist, hat sich der gesamten Konsum von tierischem Protein gehalten. Hinzu kommt noch Fisch, und in letzter Zeit zunehmend Protein von pflanzlichem Ursprung, das zu rindfleischähnlichen Produkten verarbeitet wird. Wenn viele Menschen keinen oder einen unzureichenden Zugang zu proteinhaltigen Nahrungsmitteln haben, so ist es nicht, weil Angebot fehlt, sondern weil sie nicht über das Einkommen verfügen, um diese Produkte zu kaufen.
Comentarios