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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Die Kunst zu lügen

Von Marion Kaufmann

Im 19. Jahrhundert hat Benjamin Disraeli geschrieben: „Es gibt drei Arten von Lügen: die echten, die falschen und die Statistik.“

Aber in Wirklichkeit gibt es viel mehr. Man kann sich zwischen einer raffinierten, einer faustdicken, einer plumpen und sogar einer frommen Lüge das geeignete Modell aussuchen. Doch soll man unbedingt vermeiden, eine Lüge zu erklären, denn da kann man sich erfolglos verheddern, weil nach der ersten sogleich die zweite Lüge folgt. Da ist es ratsam, vorsichtig zu sein. Vor allem haben es die Schulkinder erfahren, wenn sie dem Lehrer erklären wollen, dass sie zu spät kommen, „weil der Bus nicht pünktlich kam“.

Hierzulande verfügt man über ein beachtliches Sortiment von Lügen, die man als „relatos“ bezeichnet (auf Deutsch Märchen), die von fantasierenden Funktionären verbreitet werden, die richtige Meister darin sind. Allerdings passiert es häufig, dass sich dabei grobe Fehler einschleichen, weil sie wahrscheinlich nie Mark Twain gelesen haben, der einst mahnte „dass man die Tatsachen kennen müsste, bevor man sie verdreht“.

Auch andere bekannte Persönlichkeiten haben sich über das Lügen Gedanken gemacht und der Nachwelt überlassen. Wen der Kaiser Napoleon III. gemeint hatte als er sagte: „Er spricht wenig, aber er lügt immer“, kann man nicht mehr feststellen, aber heute könnte man den Satz aktualisieren, denn er passt, geografisch gesehen, auf jedes Land und auf jede Person: „Er spricht viel, aber er lügt immer.“

Um gut zu lügen, muss man ein fantastisches Gedächtnis haben. Abraham Lincoln hat aber dazu bemerkt: „Keines Menschen Gedächtnis ist so gut, dass er ständig erfolgreich lügen könnte.“

Und um wieder in die Gegenwart zu kommen: „Es wird nie so viel gelogen, wie vor einer Wahl, während eines Krieges und nach einer Jagd.“ Wahre Worte, vielleicht von einem passionierten Jäger gesprochen.

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