Von Marion Kaufmann
Es ist viel verloren gegangen in der letzten Zeit. Zum Beispiel, die Wahrheit, die Klarheit, die Ehrlichkeit und die Kultur der Arbeit, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Es wird gelogen, als würde man dafür bezahlt, die Klarheit geht in dem Gewirr des Geredetsunamis unter, Ehrlichkeit ist unmodern geworden, und was die Kultur der Arbeit betrifft, so ist das ein Wort, das der heutigen Generation nicht immer bekannt ist. Europäer erinnern sich, wie nach dem 2. Weltkrieg die Menschen die zerbombten Städte wieder aufbauten. Na ja, hört man dann, „aber hier gab es keinen Weltkrieg“. Gewiss, aber es gibt doch so viel anderes zu tun, warum fehlt hier die Lust zu arbeiten?
Wenn man im Januar den neuen Kalender anschaut, sucht man als erstes die X-langen Wochenende und die vielen Feiertage heraus. Und wenn man von Sonnabend bis Montag früh frei ist, dann kann man ja schon Freitagmittag damit anfangen, und Montag früh ist allemal kein schöner Moment, wieder mit der Arbeit zu beginnen. Die „Brücken“ lassen sich ja so leicht ausdehnen ... Fragt doch mal eine Oma, wie das früher war, als man in Buenos Aires noch gut leben konnte: Es wurde sogar sonnabends gearbeitet. Die meisten waren stolz auf ihre Arbeit. Natürlich ist jetzt bei der Quarantäne alles anders, aber vielleicht sollte man sich mal überlegen, wie das Leben danach aussehen wird. Man darf wohl annehmen, dass bis dahin die Arbeit ein Muss geworden ist. Noch besser wäre es, wenn dann eine Kultur daraus entsteht.
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