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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Die inklusive spanische Sprache. Na, ja ...

Von Marion Kaufmann

Es ist gar nicht so lange her, vielleicht 60, 70 Jahre, da gab es in Buenos Aires in den Cafés die getrennten Abteilungen für die Damen. Und wer vielleicht glaubt, solch eine Trennung gäbe es nicht mehr, irrt sich gewaltig. Angefangen mit dem rosa Jäckchen für das auf die Welt gekommene weibliche Baby - hellblau für die Jungens- geht die sexistische Trennung weiter bis zu den heute noch existierenden Höhen der Gehälter.

Dass diese Trennung wirklich noch existiert, konnte man vor ein paar Wochen im Fernsehen feststellen, als in einer Primarschule das neue Schuljahr begann: Die Lehrerin begrüßte die Schüler und zeigte dann: „Also die Jungens sitzen hier, und die Mädchen dort“... Über die inklusive Schreibart wird ja schon seit Langem diskutiert, sie sollte ja offiziell im ganzen Land eingeführt werden und gehört ganz klar zum politischen Thema. Jetzt sollen nun auch die Primarschüler, die sich nach den zweijährigen Ferien mit den ersten Schreibversuchen plagen, daran glauben.

Auch die Gesundheits- und Impfministerin Carla Vizotti hat darüber geurteilt, vom soziopolitischen Standpunkt aus, und möchte gern die „inklusive Schreibart“ auf allen amtlichen Dokumenten sehen. Vernünftige Leute, besonders die Linguisten, behaupten, dass die Sprache sich ständig „ändert, aber das darf nicht auf Kosten der Klarheit geschehen. Als man die „inklusive Sprache“ offiziell in Schulen lancieren wollte - wie es ursprünglich geplant war - hätte man einen groben Fehler, einen Rückzug auf kulturellem Gebiet gemacht, der mehr einem ideologischen Grund entsprechen würde. Zum Glück ist es nicht so weit gekommen. „Damit man in der Schule das Lesen und Schreiben erlernt, muss man die Sprache erst so verwenden, wie sie richtig existiert“, hat Horacio Rodríguez Larreta dazu bemerkt, „und dann kann sich jeder ausdrücken, wie er will. In der Schule muss man die spanische Sprache respektieren, damit sie den Schülern als nützliches Werkzeug für die Zukunft dient.“

Schließlich fand ich noch eine andere Erklärung. So gut wie keiner unserer Politiker und Diplomaten beherrscht noch eine zweite Sprache, nach Spanisch. Deshalb können sie ja nicht wissen, dass es in anderen Ländern Kinder, Ärzte, Journalisten, Sänger und Arbeiter gibt und dass damit Jungens und Mädchen, Ärzte und Ärztinnen, Journalisten und Journalistinnen u.s.w. gemeint sind. In Uruguay, Frankreich und anderen Ländern haben sie das schon kapiert.

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