Als am Dienstag die Temperatur in der Stadt Buenos Aires und Umgebung über 40 Grad stieg, wurde das Stromnetz derart überlastet, dass Pannen entstanden und ca. 700.000 Verbraucher ohne Strom verblieben. In den meisten Fällen wurde das Problem von den Unternehmen Edenor und Edesur binnen drei Stunden gelöst, aber über 200.000 Verbraucher blieben länger ohne Strom.
Das Netz für die Lieferung des elektrischen Stroms in der AMBA-Gegend ist überlastet, weil viel gebaut wurde und der Konsum entsprechend gestiegen ist. Außerdem hat sich der Einsatz von Luftkühlgeräten weit verbreitet. Es muss viel investiert werden, um das Netz dem stark gestiegenen Konsum anzupassen, und das ist bisher in unzureichendem Umfang geschehen.
In den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde das staatliche Unternehmen Segba privatisiert. Dabei entstanden drei Kraftwerke und drei Stromverteilungsunternehmen, Edenor, Edesur und Edelap. Die Privatunternehmen erhielten Konzessionen, in denen eine Formel der Festsetzung des Tarifs bestimmt wurde, die auch einen Betrag für Instandhaltung und damit zusammenhängende Investitionen enthielt. Die Zahl und Dauer der Pannen verringerte sich sofort drastisch. Die Unternehmen gingen an das Riesenproblem mit Pragmatismus heran: bei jeder Panne wurde eine gründliche Reparatur vorgenommen, so dass sich der gleiche Fall nicht wiederholte.
Als wir den Betrieb noch in der 25 de Mayo und Tucumán hatten, gab es im Sommer ununterbrochen Stromausfälle. Ein Gruppe Arbeiter von Segba kam und stellte die Stromzufuhr wieder her, aber ohne das Grundproblem in Angriff zu nehmen. Die gleiche Panne wiederholte sich im Sommer mindestens alle 14 Tage, und wir wussten gelegentlich nicht, ob das Tageblatt erscheinen könnte.1992 zogen wir in ein Gebäude in der Juncal, fast Ecke Esmeralda um, wo wir von Edenor bedient wurden. Eines Tages fiel auch hier die Stromzufuhr aus. Edenor sandte zunächst einen Ingenieur, der das unmittelbare Problem mit einem Kabel löste, mit dem er uns mit Strom aus einer anderen Quelle versorgte. Dann studierte er das Problem eingehend, und stellte fest, dass das Kabel, das uns und die Nachbarn versorgte, überlastet war. Es wurde ersetzt, und danach gab es keine Stromausfälle mehr.
Im Jahr 2002, als die Konvertibilität platzte und Eduardo Duhalde Präsident wurde, wurden die privaten Betreiber des Stromsystems zwar beibehalten, aber die Bedingungen der Konzessionsverträge wurden nicht mehr eingehalten. Die Tarife wurden eingefroren und dann gelegentlich willkürlich (und ungenügend) erhöht. Es war ein klarer Vertragsbruch, der bis heute besteht, ohne das wieder klare Regeln geschaffen wurden, die den Unternehmen erlauben, für volle Instandhaltung und notwendige Investitionen zu sorgen. Edenor und Edesur hatten Schwierigkeiten, um ihre Kosten zu decken. Sie erlitten hohe Verluste und sahen sich gezwungen, die Instandhaltung zu beschränken. Somit gab es wieder mehr Pannen, und sie dauerten auch länger, obwohl es immer noch viel wenigere und viel kürzere waren als zur Zeit von Segba.
Private Experten weisen darauf hin, dass mit einer Zunahme der Pannen gerechnet werden muss, solange der Stromtarif auf dem niedrigen Niveau verbleibt, das jetzt besteht. Denn dabei haben Edesur und Edenor keine Möglichkeit, die notwendigen Investitionen zu finanzieren. Doch das ist eine langfristige Lösung. Jetzt ist es notwendig, dass die Unternehmen genau bestimmen, welche kritischen Stellen des Netzes unmittelbar repariert, verstärkt oder erneuert werden müssen, und was das kostet, und der Staat ihnen dann den notwendigen Betrag zur Verfügung stellt. So wurde das Problem nach einem großen Stromausfall unter der Regierung von Cristina Kirchner gelöst, so dass die Pannen kurzfristig stark zurückgingen. Die Regierung neigt dazu, das Problem als eine Schuldfrage zu sehen, und will dabei die Unternehmen bestrafen. Das ist jedoch abwegig. Sie muss mit Edesur und Edenor eng zusammenarbeiten. Anders geht es nicht.
Das Stromproblem hört jedoch nicht mit der Verteilung auf. Es kommt ein viel größeres Problem bei der Stromerzeugung und dem Ferntransport auf Argentinien zu, das bisher durch die Stagnation der Wirtschaft im den letzten 10 Jahren nicht in Erscheinung getreten ist. Hinzu kommt jetzt noch die Notwendigkeit, von Wärmekraftwerken schrittweise auf saubere Energiequellen (Wasser, Wind und Sonne) überzugehen.
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