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Die Frau, die vereint

Cornelia Schmidt-Liermann erhält Bundesverdienstkreuz

Von Catharina Luisa Deege

Cornelia Schmidt-Liermann
Cornelia Schmidt-Liermann mit Botschafter Jürgen Christian Mertens. Im Hintergrund ein Bild des Bundespräsidenten. (Foto: cld)

Buenos Aires (AT) - Die Stimmung ist fast ausgelassen am Samstagnachmittag. Der deutsche Botschafter Jürgen Christian Mertens hat in seine Residenz eingeladen. Die Überreichung des Bundesverdienstkreuzes an Cornelia Schmidt-Liermann würde seine letzte Veranstaltung im Amt sein. Darum fragte man sich im Vorhinein, wie ein solches, aus vielerlei Perspektiven bedeutungsvolles Ereignis wohl im „Corona-Gewand“ aussehen würde.

Es war eine sehr überschaubare Gruppe, die versammelt war, um der Ehrung der ehemaligen Abgeordneten des argentinischen Parlaments beizuwohnen; eine Zeremonie im kleinen Kreis. „Ich bedauere, dass dieser Anlass aufgrund des Coronavirus nicht die große Veranstaltung mit Hunderten von Gästen sein kann, die Cornelia eigentlich verdient“, gesteht Botschafter Mertens gleich am Anfang seiner Rede.

Cornelia Schmidt-Liermann ist Tochter deutscher Einwanderer. Ihre Herkunft spielte im Leben der studierten Rechtsanwältin schon immer eine tragende Rolle. Von 2011 bis 2019 war sie Abgeordnete der argentinischen Deputiertenkammer. Dort setzte sie sich nicht nur für den Erhalt, sondern für die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Argentinien und Deutschland ein. Als Vorsitzende des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten der Deputiertenkammer und als Chefin der parlamentarischen Freundschaftsgruppe mit Deutschland war Schmidt-Liermann das „wichtigste Bindeglied zwischen dem deutschen Bundestag und der Deputiertenkammer“, betont Mertens.

Schmidt-Liermann ist weiterhin Mitglied des DIHA (Dokumentationszentrum der deutschsprachigen Immigration nach Argentinien) und der Argentinisch-Deutschen Juristenvereinigung. Zudem unterstützt sie die erst letztes Jahr ins Leben gerufene Initiative "#JungesNetzwerk" der Stiftung Verbundenheit und auch die FAAG. In seiner Rede hebt der deutsche Botschafter besonders Schmidt-Liermanns ehrenamtliche Arbeit für das Maria Luisen Kinderheim in Villa Ballester sowie die Goethe Schule, wo sie selbst einst Schülerin war, hervor.

Thomas Leonhardt, langjähriger Präsident des Deutschen Klubs in Argentinien, preist den besonderen Einsatz der Politikerin an: „Für die Arbeit, die sie als Abgeordnete geleistet hat, verdient sie mehrere Verdienstkreuze. Aber in unserem Fall ist besonders hervorzuheben, was Cornelia einerseits für die deutsche Gemeinschaft und andererseits für die deutsch-argentinischen Beziehungen geleistet hat - und noch leisten wird.“ Und gerade dieses außerordentliche Engagement auf politischer, wirtschaftlicher, juristischer und kultureller Ebene ist es, was die Verleihung des Verdienstkreuzes an die 56-Jährige mehr als rechtfertige.

Sie selbst ist sichtlich erfreut und äußert sich sehr emotional. „Mein Vater, der 1991 auch das Bundesverdienstkreuz erhalten hat, wäre heute sehr stolz“, sagt Schmidt-Liermann und fährt fort: „Ich bin sehr stolz auf meine Tochter, meine Neffen. Die Familie ist immer noch die wertvollste Institution, und es gilt, sie zu aufrecht zu erhalten.“

Die ehemalige Abgeordnete erinnert daran, wie wichtig Kooperation ist und erklärt, dass es über das Bilaterale hinaus gehen müsse: „Deutschland und Argentinien repräsentieren westliche Werte, die weltweit gestärkt werden müssen.“ Sie nimmt Bezug auf das AMIA-Attentat in Buenos Aires. Am 18. Juli 1994 starben 85 Menschen bei dem Bombenanschlag auf das jüdische Gemeindezentrum. Mehrere Hundert wurden schwer verletzt. „Tief im Herzen heißt das argentinische Volk alle willkommen. Wir sind eine multikulturelle Gesellschaft, sind unterschiedlichen Religionen tolerant gegenüber.“ Das terroristische Attentat auf die jüdische Gemeinde „bewegt alle“, sagt Schmidt-Liermann. Angesichts der fürchterlichen Bluttat sei man aufgefordert, sich auf das zu besinnen, was durch das Attentat besonders bedroht wurde: den Gemeinschaftssinn.

Am Ende spricht sie einen besonderen Dank an Olaf Jacob, den Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung, und den deutschen Botschafter sowie dessen Gattin Cecilia Isabel Mertens aus.

Nach Übergabe der von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verliehenen Auszeichnung ist Zeit, der Politikerin zu gratulieren; zwar mit Maske und etwas Abstand, aber mindestens genauso herzlich wie zu Prä-Corona-Zeiten. Als nächstes Projekt will Schmidt-Liermann für das duale Schulsystem und die Bewahrung des Mercosur-EU-Abkommens einsetzen - und Thomas Leonhardt weiß: „Das Bundesverdienstkreuz verpflichtet! Und ich bin mir vollkommen sicher, dass Cornelia dieser Verpflichtung gerecht werden wird.“

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