Die Baggerung des Paraná-Flusses, der jetzt auch“Wasserstraße” (hidrovía) benannt wird, wurde Anfang der 1990er Jahre, unter der Menem-Regierung, in Konzession an die belgische Jan de Nul, mit der lokalen Emepa (von Gabriel Romero) für 25 Jahre zugeteilt, und dann, unter der Regierung von Cristina Kirchner, verlängert, wobei Romero vor Gericht zugegeben hat, für dies ein Schmiergeld (an Cristina) von u$s 600.000 bezahlt zu haben.
Die Baggerung war dringend notwendig geworden, nachdem der Export von Getreide und Ölsaat weitgehend über die Häfen am Paraná, bei Rosario, ging, und die Frachter nicht voll aufgeladen werden konnten, weil der Paraná nicht tief genug war. Sie mussten somit vor Montevideo den Rest aufladen (von einem anderen Schiff aus), was umständlich und teuer war. Jan de Nul ist das größte Unternehmen der ganzen Welt auf diesem Gebiet, und hat hervorragende Arbeit geleistet.
Inzwischen hat sich die Produktion und der Export von Getreide und Ölsaat etwa verdreifacht. Das bedeutet, dass die Einnahmen des Baggerkonzerns, die in einem festen Dollarbetrag pro Tonne beruhen, explosiv gestiegen sind und angeblich weit über u$s 300 Mio. pro Jahr liegen. Cristina Kirchner wurde darauf aufmerksam gemacht, dass hier eine interessante “Kasse” besteht, und will sich somit dieses Geschäft nicht entgehen lassen. Die harten Kirchneristen haben daraufhin eine totale Verstaatlichung der Baggerung gefordert.
Präsident Alberto Fernández hat jedoch begriffen, das dies unmittelbar nicht möglich war, weil der Staat weder über die notwendigen Bagger verfügt, noch die Technologie der Flussbaggerung beherrscht. Die Schifffahrtsunternehmen, die den Paraná befahren, ließen die Regierung wissen, dass eine Unterbrechung der Baggerung bald Probleme schaffen würde, die etwa 80% des gesamten Exportes von Getreide, Ölsaat und deren Industrieprodukte betreffen. Somit hat die Regierung die bestehende Konzession um 90 Tage verlängert und eine Ausschreibung für eine neue Konzession eingeleitet.
Doch Cristina hat nicht aufgegeben, und jetzt hat Präsident Fernández per Dekret verfügt, dass die Kontrolle und Verwaltung der Wasserstraße für ein Jahr der Hafenverwaltung (AGP, Administración General de Puertos) übertragen wird. Außerdem ist ein Dekret in Vorbereitung, das ein neues Kontrollamt für alle Flüsse des Landes schafft, auf denen Schifffahrt besteht. Jetzt stellt sich die Frage, ob die AGP die konkrete Baggerungsarbeit an ein Privatunternehmen vergeben wird (angeblich steht auch ein chinesisches in Aussicht) oder die Arbeit selber durchführen wird. Voraussichtlich dürfte es zunächst ein neue Verlängerung des Vertrages mit Jan de Nul geben.
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