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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Die Auto-Alternative

Kreative Notfalllösung für Kulturevents

Von Catharina Luisa Deege

Max Giesinger
Auch Max Giesinger sang als „Livekonzert“-Ersatz vor Autos. (dpa)

Buenos Aires / Hannover (AT) - Skurril. Befremdlich. Seltsam. Es gibt viele Adjektive, mit denen man die Stimmung beschreiben kann, in die einen das Autokonzert von „Alligatoah“ versetzt. „Und jetzt würden wir klatschen, aber ihr könnt ja irgendetwas anderes machen... Hupt!“, lacht ein Sänger der Vorband „257-er“ ins Mikrofon. Prompt fangen die etlichen Automobile auf dem Parkplatz an Laute von sich zu geben. Dazu ist der Himmel noch hell. Nichts versetzt einen so richtig in Konzertstimmung.

Doch sind das einzig allein Beobachtungen meinerseits, die ich Videoaufzeichnungen entnehme. Marlene Mesa war selbst bei so einem Konzert im Auto anwesend. „Ich hatte im Voraus Bedenken“, so die junge Studentin. Am 12. Juni wurde Marlene Zeugin von dem Format, welches aus der Corona-Kulturnot heraus geboren wurde. Sie sah „Jeremias“, einer Newcomer-Band aus der niedersächsischen Hauptstadt (wir berichteten), live zu. Wobei man erwähnen muss, dass die Musik nicht aus den großen Lautsprechern am Bühnenrand kommt, sondern über eine Radiofrequenz empfangen wird.

Haben sich die Bedenken bestätigt? „Es ist eine coole Idee und ich bin froh, dass es überhaupt wieder Veranstaltungen gibt“, gesteht die 20-Jährige. Außerdem erzählt sie, dass man sich im Vergleich zu den Prä-Corona-Veranstaltungen nicht die Beine in den Bauch stehe, man im eigenen Auto während des Konzerts entspannt essen und trinken kann und - ganz wichtig - nach dem Klogang seinen Stehplatz nicht verlieren kann.

Und trotz vieler Vorteile ist es eben einfach „nicht mit einem Konzert vergleichbar“, so Marlene. „Das in der Masse stehen, gemeinsam singen und der Kontakt mit den Künstlern bleibt aus“, und dabei sei das Gemeinschaftsgefühl doch gerade das, was einen großen Teil der Stimmung auf einem solchen Event ausmachen sollte. „Man sieht die anderen Besucher nicht, guckt nur durch Autoscheiben“, bemängelt die junge Frau.

Marlene versetzt sich auch in die Lage der Musiker. „Ich stelle es mir sehr schwierig für die Künstler auf der Bühne vor“. Schlussendlich beschreibt die Gesangsstudentin das Erlebnis als „entspanntes Musizieren ohne Partystimmung“. Ob das wirklich das Ziel der Veranstalter*innen war? Das ist zu bezweifeln. Eine nette Alternative für Künstler*innen, die unbedingt wieder auf der Bühne stehen wollen und vielleicht sogar aus finanziellen Gründen müssen, und Fans, denen es reicht, zur Musik ihrer Lieblingsband aus dem Radio das Auto wippen zu lassen, ist es allemal.

Ein 1:1-Konzerterlebnis mit Aufregung, Tinnitus, Schweiß und Herzblut ist die Musiknacht im Auto nicht. Aber das hat ja auch niemand behauptet.

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