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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Die Armutsproblematik

Von Juan E. Alemann

Es ist eine Tatsache, dass es in Argentinien viele arme Menschen gibt, deren Zahl in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat. In einem Land wie Argentinien, das auf der anderen Seite so viele Wohlstandserscheinungen aufweist, erscheint dies anormal. Das Thema ist stark politisiert worden, und dabei wird die Diskussion von der effektiven Armutsproblematik abgelenkt. Soziale Gruppen, die von geschickten Politikern geleitet werden, organisieren Massenveranstaltungen am Obelisk und der Plaza de Mayo, und fordern eine Erweiterung und Erhöhung der Beträge der direkten Subventionen. Die Menschen, die sich dort versammeln, sehen auf alle Fälle gut ernährt aus, viele kommen mit teuren Sportschuhen, und alle geben nicht den Anschein, zu einem Lumpenproletariat zu gehören.

Unlängst hat ein Ökonom namens Daniel Falcón die Armutsproblematik in einem Artikel in der Zeitung “Clarín” vom 31.7.22 eingehend untersucht und ist zu Schlussfolgerungen gelangt, die der allgemeinen Darstellung krass widersprechen. Es besteht ein offener Widerspruch zwischen dem Anteil von 37,3% der Armen an der Bevölkerung, die vom INDEC gemäß ihrem Einkommen als arm eingestuft werden, und anderen Indikatoren. Falcón weist alles erstes darauf hin, dass die Erhebung des Einkommens auf der Befragung der Personen beruht, wobei kein Anreiz besteht, das richtige Einkommen anzugeben, hingegen bestimmt einer, um Einkommen zu verschweigen.

Die Arbeitslosigkeit liegt laut INDEC bei 7% der aktiven Bevölkerung. Doch auch das beruht auf Befragungen, bei denen Schwarzarbeiter ihre bezahlte Tätigkeit lieber verschweigen. Eine Arbeitslosigkeit, die somit in Wirklichkeit bei etwa 5% liegt, reimt sich nicht mit der Armutsstatistik zusammen.

Doch abgesehen davon weist Falcón darauf hin, dass von diesen Armen nur 4,7% einen ungenügenden Wohnraum aufweist, dass 86,2% Leitungswasser haben, und 11,6% Wasser aus Brunnen beziehen, dass 86,7% eine Toilette in der Wohnung haben, dass nur 5,4% der “Armen” in der Nähe von Mülldeponien oder in Überschwemmungsgebieten wohnen, dass 68,7% einen Gesundheitsdienst von einer Gewerkschaft oder einer privaten Gesundheitsanstalt erhalten und 31,9% in öffentliche Hospitäler gehen, dass 71,7% Besitzer ihrer Wohnungen sind, 17,3% Mieter und nur 4% einfach Wohnungen besetzen, und dass 47,6% der Armen in gut gebauten Wohnungen leben.

Wir können noch hinzufügen, dass viele arme Familien in ländlichen Gegenden einen Gemüsegarten betreiben, auch mit Hühnern, der ihnen eine Ernährungsgrundlage bietet. Und dann muss auch darauf hingewiesen werden, dass es laut Angaben des ehemaligen Sozialministers Daniel Arroyo über 10.000 soziale Essanstalten gibt, die meisten in der armen Umgebung der Großstädte, in denen eine warme Gratismahlzeit geboten wird. Margarita Barrientos, die für ihr Esszimmer bekannt ist, erklärte unlängst, in letzter Zeit kämen mehr Menschen zu ihr. Was bedeutet, dass die Armen sich auf alle Fälle ernähren und die Elendsstatistik, die das INDEC mit denjenigen aufstellt, die nicht einmal einen minimalen Ernährungskorb bezahlen können, nicht bedeutet, dass sie hungern.

Will die Regierung effektiv an die Armutsproblematik herangehen, muss sie damit beginnen, ein genaueres Bild zu haben, Auf dieser Grundlage kann man dann die unvermeidlich beschränkten Mittel, die der Staat für diesen Zweck aufwenden kann, effizient einsetzen, was vor allem bedeutet, dass Menschen mit niedrigem Einkommen verholfen wird, zu einem höheren Einkommen und besseren Lebensbedingungen zu gelangen und vor allem, dass den armen Kindern den Weg des sozialen Aufstieges nicht versperrt wird, der auf guter Erziehung beruht.


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