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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Die andere Landwirtschaft trägt auch zum Export bei

Von Juan E. Alemann

Wenn man in Europa oder sonst wo von argentinischer Landwirtschaft spricht, denkt man an Rinderzucht und Anbau von Getreide und Ölsaat, also vornehmlich an das zentrale Gebiet des Landes, die sogenannte “feuchte Pampa”. In letzter Zeit kommt hier zunehmend Schweinezucht hinzu, und gelegentlich zählt man auch die Geflügelzucht u.a. Bereiche hinzu. Aber Argentinien verfügt auch über eine sehr vielfältige und ausgedehnte Landwirtschaft außerhalb der Pampa-Gegend, die auch zum Export beiträgt und noch bedeutende Möglichkeiten in dieser Hinsicht bietet. Wenn gelegentlich die Tunnels in der Kordillere fertig sind (von denen einer sich in fortgeschrittenem Stadium in Bau befindet), dann können Produkte, die in den Andenprovinzen erzeugt werden, direkt über chilenische Häfen nach China u.a. Länder des ferner Orients exportiert werden, ohne überhöhte Transportkosten. Und dort besteht ein großer potentieller Markt für viele dieser Produkte.

Diese Landwirtschaft, die auf Provinzen der Kordillere (Neuquén, Mendoza, San Juan, Las Rioja, und Catamarca), des Nordens (Salta, Jujuy, Chaco und Formosa), der mesopotamischen Gegend (Entre Ríos, Corrientes und Misiones) und Patagonien (Río Negro, Chubut, und Santa Cruz) entfällt, bezieht sich auf folgende Produkte: Zuckerrohr und Zucker, Alkohol, Bioethanol und Papier, Tabak, Zitronen (und Zitronensaft), Orangen, Grapefruit und Avocados (Tucumán, Salta und Jujuy), Baumwolle (Chaco und Formosa), Yerba Mate und Tee (Misiones und Corrientes), Trauben (und Wein), und Oliven, (Mendoza, San Juan u.a Andenprovinzen), Äpfel und Birnen (Río Negro und Neuquén) und Pfirsiche und Pflaumen (Mendoza u.a. Provinzen), trockene Pilze (Córdoba) und Champignons, Pecan-Nuss (im Paraná-Delta von Buenos Aires und in Entre Rios), und nicht zuletzt Holz (Entre Rios, Corrientes und Misiones).

Beim Wein hat in den letzten Jahrzehnten ein Übergang von Quantität auf Qualität stattgefunden. Der interne Konsum ist von über 80 Liter pro Einwohner und Jahr auf unter 25 Liter gesunken, und gleichzeitig ist ein zunehmender Export aufgekommen. Argentinische Weine sind viel billiger als europäische, und die Qualität ist bei den billigeren Weinen nicht viel anders.

Beim Export der oben genannten Produkte sind besonders Zitronen (und Zitronensaft) und Holz von Bedeutung. Die Zitronenproduktion hat sich besonders in Tucumán entwickelt, wo die qualitativ besten Zitronen der Welt erzeugt werden. Die Zitronenbäume haben das Zuckerrohr in Tucumán zum Teil verdrängt.

Auch die Olivenproduktion, die sich auf La Rioja, Catamarca, San Juan und Mendoza konzentriert, ist dank steuerlicher Förderung stark gestiegen und nimmt weiter zu. Die bebaute Fläche hat sich ab 1990 mehr als verdreifacht, und von den 40.000 Jato Oliven, die produziert werden (etwa drei Mal so viel wie 1990), werden über 30.000 Tonnen exportiert, zum größten Teil als Oliven, aber zum Teil auch als Speiseöl. Auch bei Oliven hat in den letzten Jahrzehnten ein bedeutender technologischer Fortschritt eingesetzt, der zu einer Vervielfachung der Produktion pro Hektar und einer drastischen Kostensenkung geführt hat. Das Hauptproblem besteht bei Olivenexport im unlauteren Wettbewerb der spanischen und italienischen Oliven, die stark subventioniert werden, was gegen die Regeln der WHO verstößt. Doch Argentinien hat bisher keine Klage eingereicht. Der Anbau von Pekan-Nuss befindet sich in Expansion. China tritt dabei als großer Käufer auf.

Holz wird vornehmlich in Misiones und Corrientes erzeugt, aber auch in Entre Rios, und Pappeln werden im Paraná-Delta in großem Umfang angebaut. Seit 1956 besteht eine großzügige steuerliche Förderung der Plantagen, deren Kosten zu 100% vom versteuerbaren Einkommen abgezogen werden konnten. Das wurde 1978 abgeschafft und durch eine direkte Subvention, mit einem festen Betrag pro Hektar, ersetzt, was wirksamer und für den Fiskus viel billiger war. Das hat dazu geführt, dass das Land schon eine bedeutende Holzproduktion aufweist, die jährlich weiter zunimmt, weil ein großer Teil der künstlichen Wälder sich noch im Wachstumsstadium befindet.

Das Holz, das nicht in Argentinien zu Papier und Pressholz verarbeitet wird, oder für Möbel und Bau von Wohnungen eingesetzt wird, wird exportiert, bisher vornehmlich in Form von Holzbalken, aber jetzt zunehmend in Form von Brettern. Da die Bäume in Argentinien schnell wachsen, wird mehr Holz pro Hektar und Jahr erzeugt als in den meisten anderen Ländern, besonders den skandinavischen, wo die Bäume sehr langsam wachsen. Ein Teil des Holzes wird zu Zellulose verarbeitet, die dann exportiert wird. Doch Uruguay ist Argentinien zuvorgekommen und hat zwei große Zellulosefabriken zugelassen, die zum großen Teil argentinisches Holz verarbeiten.

Äpfel und Birnen aus dem Tal des Río Negro werden auch exportiert, wobei seit einigen Jahrzehnten noch Apfelsaft hinzukommt. Diese Äpfel sind von besonderer Qualität, aber es ist ein schwieriges Geschäft, weil das Obst zunächst in einer Kühlkammer aufbewahrt werden muss. Der Apfelproduzent erhält schließlich nur ca. 20% des Preises, den man im Einzelhandel zahlt. Die Äpfel sollten auch an Ort, mit billigen Äpfeln, zu Apfelmus, Strudel und Apfelkuchen verarbeitet werden und diese Produkte dann im ganzen Land verkauft und eventuell auch exportiert werden. Das geschieht jedoch nicht: nicht einmal in Neuquén und Río Negro erhält man diese Speisen in einem Restaurant.

In Patagonien ist die Schafzucht die fast ausschließliche landwirtschaftliche Tätigkeit. In früheren Zeiten wurden auch Schafe in hohem Umfang in der Provinz Buenos Aires gezüchtet. Doch die Schafzucht wurde dort von der Rinderzucht und dem Ackerbau verdrängt. In Patagonien wurden Schafe gezüchtet, die viel Wolle tragen (um sich vor der Winterkälte zu schützen), aber wenig Fleisch. Doch in den letzten Jahrzehnten wurde Wolle von Kunstfasern ersetzt. Eine Decke aus Fleece (Polar), die aus Polyethylen besteht, kostet unter der Hälfte einer Wolldecke, ist viel leichter, erhält die Bettwärme genau so gut, ist waschbar und nicht auf Motten anfällig. Wollanzüge trägt man kaum noch. Somit ist die Nachfrage und auch der Wollpreis stark gesunken, was dazu geführt hat, dass viele landwirtschaftliche Betriebe in der Provinz Santa Cruz aufgegeben haben und geschlossen wurden, in Erwartung besserer Zeiten.

Die Schafwirtschaft muss jetzt wieder auf Fleischproduktion übergehen, was bedeutet, dass Schafe gezüchtet werden , die weniger Wolle, aber dafür mehr Fleisch und Fett haben. Das ist ein langer Prozess. Doch dann kann auch an einen höheren Binnenkonsum von Schaffleisch gedacht werden (der Rindfleisch für den Export freigibt), und auch an Export.

Die “andere Landwirtschaft” bietet noch weitere Exportmöglichkeiten, auch Tabak, Baumwolle, Yerba Mate und Tee werden exportiert. Doch es bestehen weitere Möglichkeiten, die meistens nicht einfach sind, aber gewiss nicht unmöglich. Ebenfalls kann von den meisten Produkten, die schon exportiert werden, viel mehr produziert und ins Ausland geliefert werden. Die Regierung sollte mit den Landwirten systematisch an die einzelnen Produkte herangehen, und sie bei der Produktion und dem Export der einzelnen Produkte unterstützen Denn das Land braucht auf alle Fälle viel höhere Exporte, um ein dauerhaftes Gleichgewicht der Zahlungsbilanz zu erreichen.


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