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Der Siegeszug des Impfens

Vor 225 Jahren besiegte Edward Jenner die Pocken

Impfens
Seit 225 Jahren das gleiche Prinzip: Eine Mitarbeiterin während einer Impfübung gegen Pocken. (Foto: dpa)

London (dpa) - US-Gründervater Thomas Jefferson, die Oberhäupter der nordamerikanischen Ureinwohner und sogar Napoleon verehrten ihn: Vor 225 Jahren erbrachte der englische Landarzt Edward Jenner den ersten Nachweis für die Wirksamkeit des Impfens. Seitdem wurden Millionen von Menschenleben auf diese Weise gerettet.

Der Ansatz von Jenner: Ein Mensch wird mit einer harmlosen Krankheit infiziert, und erwirbt dabei Immunität gegen einen verwandten Erreger. Damals war es wohl eine Infektion mit Kuhpocken, die vor den Pocken schützte. Der Begriff Vakzin ist vom lateinischen Vacca (Kuh) abgeleitet.

Am 1. Juli 1796 infizierte der Landarzt aus dem englischen Berkeley den achtjährigen James Phipps mit Pockenviren, nachdem er ihm einige Wochen vorher Kuhpockenviren verabreicht hatte. Der Versuch war riskant - doch er gelang. Phipps erwies sich als immun gegen die gefürchtete Krankheit.

Ähnlich funktionieren Impfstoffe noch heute, wie der Direktor des Jenner-Instituts an der Universität Oxford, Adrian Hill, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur erläutert. Doch sie werden gezielt dafür konstruiert und sind darauf optimiert, wenige Nebenwirkungen zu haben und bestmöglich zu schützen. Hill und seine Kollegen haben den Astrazeneca-Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt, der auf einen Erkältungsvirus bei Schimpansen als Träger für genetisches Material des Coronavirus zurückgreift. „Wir machen uns das Immunsystem eines Menschen zunutze, um ihn zu schützen“, so Hill.

Die Erkenntnis, dass eine wissentlich herbeigeführte Infektion zur Immunität gegen Krankheiten führen kann, ist schon sehr alt. Die sogenannte Variolation wurde wohl schon im mittelalterlichen China durchgeführt. Dabei wurden gesunden Menschen kleine Mengen des Inhalts von Pockenpusteln in eine herbeigeführte Wunde gerieben. Die Hoffnung war, dass sie eine milde Form der Krankheit entwickelten und für die Zukunft immun sein würden. Doch nicht immer ging das gut - nicht wenige erkrankten schwer und manchmal konnten dadurch ganze Ausbrüche einer Krankheit versehentlich ausgelöst werden.

Im Westen lange unbekannt, gelangte die Methode der Variolation im 18. Jahrhundert vom Osmanischen Reich aus nach England. Jenner erkannte, dass sie verbessert werden konnte und hatte mit einer Melkerin, die sich bei ihren Kühen mit den harmlosen Kuhpocken angesteckt hatte, eine Quelle für sein Experiment gefunden. In einer Hütte hinter seinem Haus, die er „Tempel der Vaccinia“ taufte, eröffnete er die erste Impfklinik und machte die Methode weltweit bekannt. „Sie haben eine der größten Geißeln der Menschheit ausgelöscht“, würdigte ihn Thomas Jefferson später.

Doch bis die Pocken tatsächlich ausgerottet waren, sollte es noch mehr als 180 Jahre dauern. Im Jahr 1967 startete die Weltgesundheitsorganisation WHO eine weltweite Impfkampagne. Viele Menschen tragen davon noch immer die typische Narbe am Oberarm. 1980 erklärte die WHO die Pocken für ausgestorben. Heute werden nur noch wenige lebende Pockenviren im Labor zu Forschungszwecken aufbewahrt.

Doch trotz des Siegeszugs gegen die Pocken gibt es noch immer viele weitere Infektionskrankheiten, die jährlich Millionen von Toten fordern. Zu den schlimmsten Killern gehören Tuberkulose, Malaria und HIV/Aids, gegen die noch immer keine weithin erhältlichen und effektiven Impfstoffe zur Verfügung stehen.

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