Von Juan E. Alemann
Das Wirtschaftsinstitut IERAL, das von der Stiftung “Fundacion Mediterranea” abhängt, mit Sitz in Córdoba, hat ermittelt, dass der Wechselkurs bei $ 60 pro Dollar, real, also bezongen auf die internen Preise, der höchste der letzten 12 Jahre ist. Ob er jedoch real auf diesem Stand bleibt, wenn dieser Kurs gehalten wird und die Preise als Folge der letzten Abwertungswelle noch steigen, ist fraglich. Aber auf alle Fälle ist es ein hoher Kurs, wie er für ein Land mit einer schwierigen Zahlungbilanzlage unerlässlich ist
IERAL hat den realen Wechselkurs zu heutigen Werten für die letzten Regierungsperioden wie folgt ermittelt:
Nach dieser Berechnung liegt der gegenwäritge Kurs fast 50% über dem Durchschnitt der Macri-Regierung, und noch mehr, wenn man Perioden mit einem zurückgebliebenen Kurs (2017) als vergleichsbasis nimmt. Der Kurs der Regierung von De la Rua hat sich als unhaltbar erwiesen und das ist in der Megaabwertung von 2001/2002 zum Ausdruck gekommen. Ein Kurs, der künstlich niedrig gehalten wird, neigt gelegentlich auf das andere Extrem überzugehen, das unter Duhalde bestand.
Ein hoher Wechselkurs hat als Gegenpartie u.,a. einen niedrigen Reallohn. Das war 2002 der Fall und ist jetzt ab Mitte 2019 wieder eingetreten, wenngleich in viel geringerem Ausmass. Wenn jetzt Alberto Fernandez offen für einen hohen Wechselkurs und gleichzeitig für einen höheren Reallohn eintritt, gerät er in einen Widerspruch, der erfahrunggemäss in stark zunehmender Inflation endet. In Argentinien wurde das Problem in früheren Zeiten mit Exportzöllen auf Getreide, Ölsaat und auch Rindfleisch, eventuell auch andere Produkte, zum Teil gelöst. Auf diese Weise blieben die Preise für Mehl und Brot, für Speiseöl, für Rindfleisch u.a Produkte unter den internationalen. Doch dabei wird die Produktion gedrückt, weil diese Tätigkeiten dann in Grenzgebieten unrentabel werden. Und Argentinien braucht eine hohe Produktion, um den Export auf einem Stand zu halten, der zum Ausgleich der Handelsbilanz beiträgt.
Der Wechselkurs hängt auch von den internationalen Preisen der Exportprodukte ab. In der ersten Regierung von Cristina war der Preis von Sojabohne auf über u$s 500 pro Tonne geklettert, so dass er auch mit einem Exportzoll von 35% real hoch verblieb. Damals waren auch die Preise für Getreide und Ölsaaten allgemein hoch. Das hat schon lange aufgehört, wobei die Preise jedoch immer noch weit über denen der 90er Jahre liegen. Ebenfalls hat der tchnologische Fortschritt die Kosten der Landwirtschaft verringert, was auch ein anderes Szenarium schafft.
Die Lage muss somit ständig eingehend untersucht werden, um zu bestimmen welcher realer Wechselkurs jeweils notwendig ist, und versuchen ihn zu erreichen und zu erhalten. Das ist bei einer Politik des verwalteten Kurses unerlässlich, und sollte von denjenigen, die sich mit der Kurspolitik befassen, verstanden werden. Der Wechselkurs kann nicht dem Zufall überlassen werden, oder aus der jeweiligen konjunkturellen Situation hervorgehen, sondern er muss auf einem ständigen Gleichgewichtsniveau gehalten werden.
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