Von Marion Kaufmann
Vor vielen Jahren waren wir einmal in Israel, und besuchten dort eine argentinische Freundin, die in einem Kibbuz lebte. Dank dem Export von Apfelsinen und Bewässerungsmaschinen war es ein wohlhabender Kibbuz, mit einem riesigen Park, einem enormen Schwimmbassin, einem Lebensmittelgeschäft und sogar einem Friseurladen. Stolz zeigte uns die Freundin ihr Haus, komplett mit Fernseher, Telefon, Heizung, und diversen kleineren Maschinen. Ich staunte, ich hatte mir unter einem Kibbuz etwas anderes vorgestellt. „Das sieht ja aus wie früher in deiner Wohnung in Belgrano“, meinte ich. „Ja“, sagte sie, „es ist alles da, aber ich werde dir zeigen, was anders ist.“ Sie nahm mich mit in ihr Schlafzimmer, öffnete den Kleiderschrank und dort, hinter den Arbeitshosen und dem Regenmantel, lag ein enormes Maschinengewehr. „Das gibts in jedem Haus“, erklärte sie dann. „Wir gehören alle zum Militär, wir sind Reservisten und müssen jederzeit einsatzbereit sein. Die Schulabsolventen, die jungen und die älteren Männer und Frauen machen alle den Militärdienst; die Männer 32 Monate und die Frauen 24. Wir sind gewohnt mit einem offenen Auge zu schlafen“, sagte sie noch.
Eigentlich sollte man sich gar nicht wundern. 1948, als das britische Mandat beendet war und die Gründung des unabhängigen Staates Israel ausgerufen wurde, wurde genau ein Tag danach das neue Israel von Ägypten, Jordanien, Syrien Libanon und Irak eingefallen. Fünfzehn Jahre lang hat Israel gegen die Nachbarn gekämpft; es hat gesiegt, aber nie aufgehört sich gegen feindliche Attacken zu wehren.
Ich musste mir dies von der Seele schreiben, als in manchen hiesigen - und ausländischen - Zeitungen Berichte über Angriffe der Hamasgruppe erschienen, ohne zu erklären, dass Israel sich gegen die Bomben und Raketenbeschüsse der Palästinenser auf israelische Städte gewehrt hat.
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