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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Der Index der Konsumentenpreise

Diese Woche wurde bekannt, dass das Statistische Amt (INDEC) an einer Erneuerung des Indices der Konsumentenpreise arbeite, mit dem die Inflation gemessen wird, obwohl es sich nicht um einen vollständigen Preisindex handelt. Dabei ist sofort die Erinnerung an die Reform aufgekommen, die der damalige Handelssekretär Guillermo Moreno Anfang 2007 einführte, bei der der Index nicht korrigiert, sondern gefälscht wurde, was sich auf alle indexierten Verträge auswirkte, auch auf die mit dem CER-Index berichtigten Staatstitel, die anlässlich der Umschuldung von 2005 ausgegeben worden waren und von den Inhabern der defaultierten Staatspapiere auch gewählt werden konnten. Der CER-Index wird auf Grund des Indices der Konsumentenpreise berechnet, so dass die Inhaber dieser Titel viel Geld verloren.

Der Index der Konsumentenpreise stellt viele schwer lösbare Probleme. Einmal wird er auf Grund einer Konsumstruktur berechnet, die sich im Laufe der Zeit ändert. Dann ist diese Konsumstruktur für verschiedene Einkommensgruppen sehr unterschiedlich. Dann ist es beim bestehenden System der Supermärkte, mit allerlei Mengenrabatten u.a. schwer, einen Preis zu bestimmen. Dann sind Qualitätsunterschiede bei einzelnen Produkten schwer zu erfassen. Und schließlich besteht das grundsätzliche Problem, dass die Konsumenten weniger Produkte konsumieren, deren Preise stark gestiegen sind, und mehr von solchen, deren Preise wenig gestiegen oder sogar zurückgegangen sind. Ein Index mit einem fixen Warenkorb neigt somit zu einer höheren Preiszunahme als sie den Durchschnittskonsumenten betrifft. Doch das Problem, dass ein veränderlicher Warenkorb bei einem Preisindex stellt, haben die Statistiker bisher nicht befriedigend lösen können. Dennoch gibt es Lösungen, auch wenn sie nicht perfekt sind.

Hätte sich Moreno 2007 darauf beschränkt, kleine Korrekturen beim Konsumkorb und eventuell auch einen leicht variablen Konsumkorb einzuführen, wäre der Index wohl leicht zurückgeblieben, aber er wäre weiter als echter Inflationsmesser anerkannt worden. Doch weil er grob übertrieben hat, und die Korrektur zu einer schlichten Indexfälschung gemacht hat, kam ein Skandal auf, und die Macri-Regierung hat diesen Index außer Kraft gesetzt und ist zum alten zurückgekehrt. Doch dabei blieb die Periode 2007-2016 faktisch ohne Index, was eine Störung darstellt, vor allem bei indexierten Verträgen (Mieten u.a.). Auch das Problem der mit dem CER indexierten Staatspapiere wurde nicht gelöst.

Jetzt soll vorsichtig vorgegangen werden. Es soll zunächst eine Umfrage über den gegenwärtigen Konsumkorb geben. Doch dieser ist immer noch stark von der Pandemie beeinflusst, so dass vorauszusehen ist, dass er nach Überwindung derselben anders sein wird, aber auch nicht wie der, der vor der Pandemie bestand. Eine Umfrage, die im Juli 2020 durchgeführt wurde, soll aus diesem Grund nicht verwendet werden. Es geht jetzt darum, die Änderungen zu erfassen, die nicht durch die Pandemie bedingt sind. So hat sich der Fleischkonsum in den letzten Jahrzehnten stark von Rindfleisch auf Geflügel und Schweinefleisch verlagert. Ebenfalls gehen die Menschen weniger ins Kino, und abonnieren hingegen Netflix. Und dann kleiden sie sich anders. Der traditionelle Herrenanzug ist fast von der Szene verschwunden. Die Menschen rauchen auch weniger, reisen mehr und geben mehr für Computer und alles was dazugehört aus. Und noch vieles mehr hat sich geändert.

Ursprünglich wurde der Index als “Lebenshaltungskosten” bezeichnet und auf den Konsum einer Arbeiterfamilie bezogen. Die Umbenennung in “Index der Konsumentenpreise” wurde auch von einer Eingliederung des Mittelstandes begleitet, dessen Konsum auch Schuldgelder bei Privatschulen und Gesundheitsdienste einschließt. Das macht den Index repräsentativer, umso mehr als die Grenze zwischen den sozialen Klassen unbestimmt geworden ist, führt aber dazu, dass einzelne Haushalte spüren, dass der Index ihre Ausgabenentwicklung nicht zum Ausdruck bringt.

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