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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Der Großglockner in Buenos Aires

„Grupo Presente“ bringt Alpenzauber in die Österreichische Botschaft

Von Catharina Luisa Deege

Grupo Presente
Pedro Panichelli (vorne) und Enzo Panzeri sind „Grupo Presente“. (Foto: cld)

Buenos Aires (AT) - Tritt man ab sofort durch das Tor der Österreichischen Botschaft in Buenos Aires, so spaziert man am Großglockner vorbei - oder zumindest an seinem Abbild. Über mehrere Meter erstreckt sich ein Wandbild aus vor allem kalten Tönen, welches die Spitze des größten Berges Österreichs zeigt. An der Seite ziert der Satz „Öffnet man die Augen, wird jeder Tag zum Erlebnis.“ von Oskar Kokoschka die Wandmalerei.

„Das mit dem Zitat an der Seite ist typisch für sie“, erklärt mir Lisa Butzenlechner, erste Botschaftssekretärin, während wir Enzo Panzeri und Pedro Panichelli beim Malen zusehen. Die jungen Männer bilden die „Grupo Presente“, ein Künstlerkollektiv, welches sich zur Aufgabe gemacht hat, Geschichten durch Bilder zu erzählen. Mal auf der Straße, mal in ihrem Kunststudio, und jetzt auch am Eingang der Österreichischen Botschaft, mitten in Palermo Chico.

Die meisten Arbeiten Panzeris und Panichellis sind bisher dort entstanden, wo die Beiden herkommen; in Vicente López. Hier ist auch ihre Werkstatt, wo sie neben ihren eigenen künstlerischen Prozessen, normalerweise auch an denen ihrer Schüler*innen arbeiten. Aufgrund der Quarantäne musste der Zeichen- und Aquarellunterricht zunächst ausfallen, genauso wie das Arbeiten an der frischen Luft. Dabei ist gerade das Pinseln auf der Straße am interessantesten für sie. Pedro Panichelli erklärt mir: „Wenn man auf der Straße malt, haben die Menschen das Gefühl, ein Teil davon zu sein.“

Straße ist ein gutes Stichwort, schließlich begann dort Pedros Liebe zu großflächigen Bildnissen auf Gestein. 2005 fing der mittlerweile 38-Jährige an im Stadtteil zu sprühen. Doch keine Graffitis, er liebte Monet, ließ sich von Naturszenarien inspirieren und gründete schließlich im Jahr 2007 mit seinem Bruder Santiago und Francisco Ferreyra die Gruppe „Triángulo Dorado“, aus der 2013 „Grupo Presente“ wurde.

Lisa Butzenlechner hat der Stil des Kollektivs „Triángulo Dorado“ an österreichische Künstler wie Egon Schiele und Gustav Klimt erinnert. Als sie recherchierte und auf mehrere Kunstwerke der Gruppe stoß, fielen ihr besonders die imposanten Darstellungen von Berglandschaften ins Auge. Und was ist schon charakteristischer für Österreich als die zugeschneiten Alpen?

Zusammen mit dem Botschafter Christoph Meran wurde sich auf das Abbild des höchsten Berggipfels Österreichs geeinigt, den sich über die Ostalpen erhebenden Großglockner. Dieser hat nun seinen stolzen Platz an der Einfahrt des Botschaftsgebäudes, sodass Mitarbeiter*innen sowie Besucher*innen das Berggemälde Tag ein, Tag aus begrüßen und verabschieden dürfen. Dabei wird man von dem vor vierzig Jahren verstorbenen Kokoschka daran erinnert, bewusst zu (er)leben, die Augen zu öffnen und im „Jetzt“ zu sein.

Gefehlt haben zum Zeitpunkt meines Gesprächs mit den Künstlern lediglich ein paar Pinselstriche, um das Wandbild zu vollenden. „Es fehlen nur noch die Zwischentöne“, sagt Pedro Panichelli und deutet dabei zur Veranschaulichung auf den Bereich zwischen einem kräftigen Königsblau und hellblauen Schattierungen. Entfernt man sich einige Meter von der Wand, könnte man meinen, es handle sich jetzt schon um eine Fotografie. Diese trägt einen augenblicklich an einen anderen Ort. „Das ist der Sinn des Wandbildes, eine Geschichte durch Bilder zu erzählen“, sagt der 32-jährige Enzo Panzeri. Und dabei entscheidet jeder für sich, welche Geschichte in ihm selbst bei der Betrachtung des Kunstwerkes abläuft. Pedro Panichelli vergleicht: „Es ist wie mit der Musik, da kann dir auch niemand sagen: Nein, das Lied ist nicht dazu bestimmt, dich zu berühren. Letztendlich sieht jeder das, was in ihm drin ist.“

Wer sich somit selbst einen Eindruck von dem neuen Kunstwerk verschaffen möchte, der braucht nur an der Straße French zwischen Scalabrini Ortiz und Aráoz entlang schlendern und einen Blick durch das Botschaftstor werfen.

Grupo Presente
Der Großglockner hat nun auch seinen Platz in der argentinischen Hauptstadt. (Foto: GrupoPresente)

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