Milei und Espert punkteten bei jungen Wählern
Buenos Aires (AT/jea) - Zwei ultraliberale Ökonomen, die in den letzten Jahren oft im Fernsehen auftraten und wegen ihrer extremen und unkonventionellen Äußerungen auf großes Interesse stießen, haben sich bei den jüngsten Wahlen mit eigenen Parteien als Kandidaten aufgestellt. Javier Milei erreichte in der Bundeshauptstadt am Sonntag einen Stimmenanteil von 17 Prozent, nachdem er bei den Vorwahlen vom 12. Setpember auf 14,6% gelangt war. Er stand an dritter Stelle. In der Provinz Buenos Aires gelangte José Luis Espert, ebenfalls ultraliberal, aber etwas konventioneller als Milei, auf 7,5% der Stimmen, was ca. 650.000 Wählern entspricht. Er stand auch an dritter Stelle, vor dem linken (im Wesen kommunistischen) Nicolás del Caño.
Beide, Milei und Espert, werden am 10. Dezember Abgeordnete im nationalen Parlament, und beide bringen noch einen bis zwei Deputierte mit sich. Das Parlament wird dabei interessanter, nicht nur wegen der ideologischen Position der beiden, sondern weil sie sich nicht an die ungeschriebenen Regeln der Politik halten und sich bewusst vom Verhalten der traditionellen Politiker distanzieren.
Milei und in geringerem Ausmaß Espert erhielten viele Stimmen von jungen Menschen. Das ist begreiflich, da die Regierung ihnen heute nichts bietet und sie massenweise ausreisen oder sich dafür vorbereiten. Und auch die Opposition von „Gemeinsam für den Wandel” versteht es offensichtlich nicht, sie anzusprechen. Für Jugendliche ist die extreme Vereinfachung von Milei leicht verständlich, hingegen eine, die die komplexe wirtschaftliche und soziale Realität umfasst, viel weniger.
Doch darüber hinaus muss man sich auch der Tatsache bewusst sein, dass der Bereich der Schwarzwirtschaft, in dem es keinen Staat gibt und eine wilde Marktwirtschaft besteht, irgendwo zwischen einem Drittel und 40 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung umfasst. Was Milei und Espert sagen, entspricht genau der Lage der schwarzen Unternehmer und Arbeiter. Auch von ihnen wird der Staat als Feind empfunden, wie es Milei und Espert äußern.
Als 1957 die Wahlkampagne für die Wahlen von 1958 aufkam, in denen schließlich der Radikale Arturo Frondizi zum Präsidenten gewählt wurde, kam auch eine liberale Partei auf, geleitet von Alvaro Alsogaray. Doch dieser war nicht entfernt so extrem wie Milei und Espert, was logisch erscheint, da der Staat damals nicht entfernt den heutigen Anteil am Bruttoinlandsprodukt hatte und auch nicht so intensiv in die Wirtschaft intervenierte. Ein Extrem fördert das andere. Alsogaray wurde zweimal Wirtschaftsminister und später Deputierter. Er trat bei jeder Wahl mit einer neuen Partei auf, das letzte Mal unter dem Namen Ucedé (Union des demokratischen Zentrums), die immer noch besteht und sich auch dieses Mal an den Wahlen beteiligte, aber mit geringem Erfolg. Sie wurde von Milei und Espert verdrängt.
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