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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Der Dollar als Landeswährung?


Die allgemeine Sorge um die hohe Inflation, die nicht nachlässt und droht, aus den Fugen zu geraten, hat auch die Initiative aufkommen lassen, den US-Dollar als Landeswährung einzuführen, wie es vor einigen Jahrzehnten Ecuador schon getan hat. In diesem Sinn ist schon ein Gesetzesprojekt eingereicht worden. Und auch der ultraliberale Javier Milei hat einer Dollarisierung im Prinzip zugestimmt.

Doch mehrere angesehene Ökonomen haben sofort darauf hingewiesen, dass das nicht möglich ist, solange der Staat ein Defizit aufweist, das zum großen Teil mit Geldschöpfung gedeckt wird. Da die ZB keine Dollar ausgeben kann, würde diese Finanzierungsquelle versiegen. Das bedeutet in der Praxis, dass das Schatzamt die Ausgaben, die der Staat hat, nicht mehr voll decken könnte. Bauunternehmen, die an öffentlichen Bauten von Straßen u.a. Objekten beteiligt sind, würden dann ihr Geld nicht erhalten und den Bau einstellen, und auch Prozesse gegen den Staat einleiten. Eventuell könnten dann auch Gehälter von Staatsangestellten, sowie Pensionen nicht voll bezahlt werden. Es wäre eine chaotische Lage, die unhaltbar wäre und zunächst mit geldähnlichen Scheinen, wie sie viele Provinzen 2002 und 2003 ausgaben, gedeckt werden. Doch diese Scheine, die im Wesen nur kurzfristige Wechsel wären, würden das Problem nicht lösen, sondern nur hinausschieben. Mit der Dollarisierung verschwinden die strukturellen Probleme nicht, sondern sie müssten, im Gegenteil, sofort drastisch in Angriff genommen werden.

Mit der Dollarisierung verliert der Staat auch die Möglichkeit, die monetäre Politik bei der Wirtschaftspolitik einzusetzen. Außerdem würde dann die Politik der US-Zentralbank (Federal Reserve) die argentinische Wirtschaft direkt beeinflussen. Schließlich würde Argentinien dabei das Recht auf die Geldschöpfung verlieren, die normalerweise das Wirtschaftswachstum begleitet und somit monetär neutral ist.

Die volle Dollarisierung stellt unmittelbar auch das Problem der Staatsverschuldung in Pesos. Sowohl das Schatzamt wie die ZB weisen hohe Schulden auf. Im ersten Fall sind es Schatzscheine, im zweiten Leliq und passive Swaps. Diese Titel müssen zwangsweise in Dollar umgewandelt werden, und dann müsste die Laufzeit verlängert werden, da sie kurzfristig nicht getilgt werden können. Es wäre so etwas wie der Bonex-Plan von 1990, aber in viel größerem Umfang.

Allein, auch wenn ein Übergang vom Peso auf den Dollar nicht möglich ist, kann man den Dollar doch als Zweitwährung anerkennen, also dem bestehenden Bimonetarismus einen legalen Rahmen geben und ihn beiläufig ausweiten. Das bedeutet einmal, dass der freie Devisenmarkt voll legalisiert wird, und Kapitalinvestitionen auch über diesen Markt vollzogen werden. Ebenso kann man dann die Überweisung von Gewinnen und Dividenden über diesen Markt zulassen. Für Auslandsinvestitionen würden dann klare Regeln gelten, die sie für Investoren interessant machen.

Hinzu käme dann, dass auch neben den schon bestehenden Fristdepositen in Dollar Girokonten bei Banken zugelassen werden, und allgemein Zahlungen in Dollar als legal gültig anerkannt werden. Die Heuchelei bei Immobilientransaktionen, die in Dollar getätigt werden, wobei dann ein Pesobetrag in den Urkunden steht, würde dann aufhören. Die Immobiliengeschäfte könnten dann über Belastung eines Dollarkontos und Akkreditierung auf ein anderes erfolgen, womit die umständliche Zählung der Dollarscheine entfallen würde. Diese Dollarisierung erfordert auch, dass Kredite in Dollar gewährt werden können, was heute nur für Geschäfte zugelassen wird, die sich auf den Außenhandel beziehen.

Der freie Devisenmarkt könnte dann auch durch Vermögensweißwaschungen beeinflusst werden, indem zugelassen wird, dass schwarze Dollarbeträge legalisiert werden, wenn sie über den freien Devisenmarkt in Pesos umgewandelt werden. Dabei würde die Differenz des freien Kurses zum offiziellen sinken, weil auf alle Fälle ein höheres Devisenangebot zu erwarten wäre.

Der anerkannte Wirtschaftler Carlos Melconian, der jetzt die Leitung der Stiftung “Fundación Mediterránea” angetreten hat, die in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts in Córdoba gegründet wurde, und seinerzeit Wirtschaftsminister Domingo Cavallo und seine Mannschaft hervorgebracht hat, hat erklärt, dass er zunächst an einem Wirtschaftsprogramm für die nächsten Jahre arbeiten werde. Beiläufig wies er auch auf das Bestehen eines bimonetären Systems hin, und deutete Gedanken an, die in gleiche Richtung gehen, wie wir sie hier dargestellt haben. Wirtschaftsminister Martín Guzmán sollte sich auf alle Fälle mit dem Thema unmittelbar befassen.


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