Von Juan E. Alemann
Die Ansteckungen mit dem Corona-Virus sind in letzter Zeit stark gestiegen, und das bedeutet das Ende der Politik der schrittweisen Lockerung der Restriktionen, die am 20. März 2020 mit der Quarantäne begannen. Eine neue Welle hat eingesetzt, und Gouverneur Axel Kicillof bezeichnete sie als einen Tsunami. Die Pandemie wurde nicht beschränkt, wie es erwartet worden war, sondern sie tritt jetzt auch mit neuen Formen auf, den Viren von Manaus, Großbritannien und Südafrika, die ansteckender und aggressiver sind. Der Covid-19 ist ein völlig neuer Virus, der ursprünglich nur bei Tieren auftrat, und erst im Laufe der Zeit wurden seine Eigenarten erkannt, so dass die Bekämpfung jetzt präziser gestaltet werden kann, ohne unnötige Opfer zu fordern.
Obwohl es sich um ein Thema handelt, das jenseits der Politik stehen sollte, wurde es politisiert, indem die Schuldfrage in den Vordergrund gestellt wurde. Präsident Alberto Fernández wies darauf hin, dass die Bevölkerung weitgehend unvorsichtig gehandelt und dadurch zur neuen Welle beigetragen habe. Die Opposition setzte den Akzent auf die verspätete und unzureichende Impfung sowie auf unnötige oder schädliche Maßnahmen, wie an erster Stelle die Unterbrechung des Schulbetriebes. Allein, erst als die Kinder zurück in die Schule gingen, konnte festgestellt werden, dass es dabei kaum Ansteckungen gab. Auch die totale Schließung von Einzelhandelsgeschäften, Restaurants und Bars war nicht notwendig. Die Vorsichtsmaßnahmen, genannt “Protokolle”, wurden erst nach und nach ausgearbeitet, denn es gab keine Erfahrung.
Die große Hoffnung bestand von Anfang an in der allgemeinen Impfung. Doch es gab zunächst keinen Impfstoff, und die Entwicklung eines solchen stellte schwierige Probleme dar, eben weil es kein Grippevirus war, bei dem der Impfstoff mit der traditionellen Methode kurzfristig erzeugt wird. Nur wenige der großen Medikamentenhersteller wagten es, sich auf einen Covid-Impfstoff einzulassen.
Die argentinische Regierung hat das Problem nicht rechtzeitig erkannt, und sich darauf beschränkt, einen großen Liefervertrag mit AstraZeneca zu unterzeichnen, und Russland zu verpflichten, den dort entwickelten Impfstoff, benannt Sputnik, zu liefern. Schließlich kamen noch die chinesischen Vakzine Sinopharm und Sinovac hinzu. Aber mit Pfizer kam es nicht zu einem Vertrag, obwohl die Firma in Argentinien schon Versuche an einer großen Menschengruppe durchgeführt hatte. Die Regierung hat bis heute nicht erklärt, warum Pfizer nicht als Lieferant verpflichtet wurde. Der ehemalige Gesundheitsminister Ginés González García sagte nur, die Bedingungen seien unannehmbar, ohne näher auf das Thema einzugehen. Es ist begreiflich, dass sofort der Verdacht von Schmiergeldforderungen aufgekommen ist.
Tatsache ist, dass Impfdosen knapp sind und die verpflichteten Lieferungen, wenn sie ankommen, nicht ausreichen, um noch in diesem Jahr zumindest die Risikogruppen, also Ärzte und Gesundheitspersonal, ältere Menschen, Sicherheitspersonal u.a. zu impfen. Bis etwa 30 Mio. Menschen zweimal geimpft werden, so dass die Ansteckungsgefahr auf ein Minimum herabgesetzt wird, dürfte dieses und auch das ganze Jahr 2022 vergehen.
Für die Gesellschaft ist es schwer, die neuen Restriktionen zu ertragen, die das normale Leben stören und rezessiv wirken, zu einem Zeitpunkt, in dem Arbeitslosigkeit und Armut schon untragbar hoch geworden sind. Hinzu kommt, dass die sozialen Hilfen, die mit Geldschöpfung finanziert wurden, jetzt beschränkt werden müssen, weil die Wirtschaft einen noch größeren Geldüberhang nicht verträgt und die Gefahr der Hyperinflation besteht. Und all dies tritt in einem Wahljahr auf!
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