Die Produktion, sowie der Konsum und der Export von Hühnerfleisch sind in den letzten zwei Jahrzehnten explosiv gestiegen, und das hat diesem Wirtschaftsbereich eine ganz andere Bedeutung gegeben. Die Zahl der jährlich geschlachteten Hühner hat sich ab 2002 fast vervierfacht, in einer Wirtschaft, die in dieser Periode nur wenig gewachsen ist. Der Konsum pro Kopf der Bevölkerung stieg von 33 kg Hühnerfleisch pro Kopf im Jahr 2002 auf 49,7 kg in den ersten 8 Monaten 2022. Das ist etwas mehr als der Rindfleischkonsum pro Kopf, der vor des Durchbruchs des Konsums von Hühnerfleisch zwischen 70 und 80 kg, und gelegentlich über 90 kg erreichte.
Zum Konsum von tierischem Protein müsste man, streng genommen, noch den von Eiern hinzuzählen, die auch tierisches Protein enthalten. Der jährlich Pro-Kopf-Konsum beläuft sich auf ca. 300 Eier, also fast ein Ei pro Tag. Ebenfalls kommt noch Milch hinzu. Und in letzter Zeit kommt noch das Protein dazu, das aus bestimmten Gemüsearten gewonnen wird. Ohnehin konsumiert man beim Gemüse auch Protein, das den gleichen Nährwert wie das tierische hat.
Wenn man die Änderung der Konsumstruktur beim tierischen Protein nicht berücksichtigt, dann führt der Rückgang beim Rindfleischkonsum zur falschen Schluss, dass auf diesen Gebiet ein drastischer Konsumrückgang stattgefunden hat, der sich mit der gestiegenen Armut zusammenreimt. Das ist jedoch ein Trugschluss. Wenn man noch den Konsum von Schweinefleisch hinzuzählt, der ebenfalls exponentiell zugenommen hat, dann ist der Pro- Kopf-Konsum von tierischem Protein in 20 Jahren sogar gestiegen. Und dann muss man sich fragen, wie sich dies mit der laut INDEC stark gestiegen Zahl der als arm und auch extrem arm (benannt “indigentes”) eingestuften Menschen zusammenreimt. Denn bei den wohlhabenderen Schichten der Bevölkerung hat sich der Pro-Kopf-Konsum von tierischem Protein in den letzten zwei Jahrzehnten kaum verändert, so dass die relative Zunahme beim Rest der Bevölkerung (dem unteren Mittelstand und den armen) viel höher gewesen sein muss.
Von der Hühnerproduktion der ersten 8 Monate 2022 entfallen 47% auf die Provinz Entre Rios und 38% auf die Provinz Buenos Aires, Danach kommen Sana Fe, Córdoba, Río Negro, Salta und Mendoza (In dieser Reihenfolge). Warum sich die Geflügelproduktion so stark auf einige Provinzen konzentriert und in anderen somit anormal niedrig ist, ist schwer zu erklären.
Hühnerfleisch wird auch zunehmend exportiert. Argentinien hat hier auch den Vorteil, dass die Mästung mit Sojamehl und Mais erfolgt, die wegen der Exportzölle in Argentinien billiger als weltweit sind. Das führt zu niedrigeren Kosten beim Hühnerfleisch und schafft einen Konkurrenzvorteil beim Export. In den ersten 8 Monaten 2022 wurden 235.000 Tonnen Hühnerfleisch für ca. u$s 327 Mio. exportiert. In Mengen sind es 12% mehr als in der gleichen Vorjahresperiode, und in Werten sogar 28% mehr. Für ganz 2022 wird mit einem Exportwert von u$s 420 Mio. gerechnet. Von den Exporten gingen 29% nach China, 17% nach dem mittleren Orient, je 15% nach Südafrika und südamerikanischen Staaten, und 12% nach asiatischen Staaten.
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