„Poison“ von Lot Vekemans auf Argentinisch
Von Catharina Luisa Deege
Buenos Aires (AT) - „Und was sind wir?”, fragt Guadalupe (Mara Bastelli) Bruno (Marcelo Subiotto). Ja, was sind die beiden eigentlich? Es gibt Beziehungen, die sich ganz einfach ettikettieren lassen. Bruder, Schwester, Tante, Kollege; doch in Sachen Liebe, da ist es immer einen Ticken komplizierter, und noch komplizierter, wenn es sich um eine eigentlich aufgegebene Verbindung handelt. Ab wann wird man einfach nur zu dem oder der „Ex”, und - ist das Wort nicht viel zu knapp, um all' die geteilten Erinnerungen zu umfassen?
In „Tóxico” (Originalfassung: Poison), geschrieben von der Niederländerin Lot Vekemans, geht es um zwei Menschen, die sich einmal liebten. Sie treffen nach neun Jahren Funkstille aufeinander. Es geht um Guadalupe und Bruno, die in dem Wiedersehen, welches eigentlich bürokratischer Natur ist, ihre Vergangenheit gemeinsam Revue passieren lassen und ihre jeweiligen Gegenwarten infrage stellen. Das Ganze ist mal komisch und oft schmerzhaft.
Die von Regisseur Pablo Di Paolo inszenierte Fassung, die vergangenen Samstag zum zweiten Mal Premiere feiern durfte, ist stark auf Essentielles reduziert. Das Drama an sich lädt dazu mit seiner Dialoglastigkeit ein. In den etwa 70 Minuten halten sich die beiden Schauspielenden in ein und derselben Kulisse auf (Bühnenbild: Félix Padron, Beleuchtung: Aquiles Gotelli). Sie tragen schlichte Kleidung (Kostüm: Magda Banach), trinken mal ein Glas Wasser oder stoßen mit Wein an; von der ganz großen Show wurde abgesehen.
Diese schlichte Inszenierung wird jedoch durch das exzellente Schauspiel Bastellis und Subiottos aufgebrochen. Sie schaffen es, den Zuschauenden ab der ersten Sekunde mitzunehmen. Die beiden entwickeln ein intimes Zusammenspiel, ohne dass es zu viel körperlicher Nähe kommt. Darstellerin Mara Bastelli verleiht ihrer Rolle Sensibilität und Stärke zugleich, während Bastelli auf Ausgewogenheit legt. Dieser Kontrast führt dazu, dass die Dialoge neben der buchstäblichen Bedeutung auf eine andere, noch einprägsamere und berührendere Ebene getragen werden.
„Tóxico“ ist ab sofort wieder jeden Samstag um 22:40 im Theater „El Extranjero“ (Valentín Gómez 3378, Capital Federal) zu sehen. Karten gibt es ab 800 Pesos und können auf der Seite www.alternativateatral.com und vor Ort erworben werden.
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