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„Das Warten hat sich gelohnt“

Wiedereröffnung der deutschen und der britischen Kapelle in Chacarita

Von Karoline Richter

Deutschen Friedhof
Die Kapelle auf dem Deutschen Friedhof. (Foto: Marcus Christoph)

Buenos Aires (AT) - Es war ein Tag der Erinnerung, der Erneuerung und des erfolgreichen Teamworks. Wo früher eine Mauer den Deutschen und Britischen Friedhof im Buenos-Aires-Stadtteil Chacarita trennte, feierten am Samstag über 150 Gäste, darunter deutsche, britische und argentinische Regierungs- und Kirchenvertreter, die erfolgreiche Restaurierung dreier historischer Baudenkmäler: Der deutschen und der britischen Andachtskapelle sowie des monumentalen Eingangstors zum Deutschen Friedhof von Buenos Aires.

Über ein Jahr lang hatten rund ein Dutzend Architekten, Restauratoren und Facharbeiter die in der ersten Hälfe des 20. Jahrhunderts errichteten Bauwerke in mühsamer Feinarbeit restauriert, von Feuchtigkeit befreit, aufwendig verputzt sowie Fundamente und Eingangsportale stabilisiert.

„Lange haben wir auf die Wiedereröffnung der sog. „Deutschen Kapelle des Gedenkens“ gewartet. Aber das Warten hat sich gelohnt“, sagte der Militärattaché der deutschen Botschaft in Buenos Aires, Bernd Pfaffenbach, während der Zeremonie feierlich vor dem von vier Säulen gesäumten Eingangsportal zur deutschen Kapelle. Er verwies auf den nach Argentinien ausgewanderten deutsch-ungarischen Architekten Johannes Kronfuß, der die 1926 eingeweihte Kapelle entworfen und dabei Elemente der preußisch-neoklassizistischen Architektur und des Münchner Jugendstils miteinander verbunden hatte.

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Die deutsche Kapelle wird offiziell wiedereröffnet. (Foto: Marcus Christoph)

Über dem Altar hatte Kronfuß damals die Inschrift „Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden“ anbringen lassen und damit laut Bernd Pfaffenbach eine Mahnung an alle Lebenden gerichtet: „Regelmäßig gedenken wir hier der Gefallenen beider Weltkriege, und der Opfer von Krieg und Gewalt, unabhängig von ihrer Herkunft, Kultur oder Ideologie. Es ist ein Ort des Gedenkens, es ist auch ein Ort der Warnung: Wir dürfen das unendliche Leid, das der Krieg über die Menschheit bringt, nicht vergessen.“

Auf dem Deutschen und Britischen Friedhof Chacarita liegen Opfer des Ersten und Zweiten Weltkriegs, darunter der Kommandant des 1939 vor Montevideo gesunkenen Panzerschiffs „Admiral Graf Spee“, Kapitän zur See Hans Wilhelm Langsdorff, sowie britische Soldaten von Royal Navy und Royal Air Force.

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Für die Deutsche Botschaft ergriff Militärattaché Bernd Pfaffenbach das Wort. Botschafter Ulrich Sante war terminlich verhindert. (Foto: Marcus Christoph)

„Es spielt keine Rolle, wie weit entfernt ein Krieg stattfindet. Wir müssen für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit eintreten“, forderte Pfaffenbach und erinnerte, ebenso wie die Vertreterin der Britischen Botschaft, Elizabeth Green, in ihrer anschließenden Rede, an die „vielen tausend Menschen, vor allem Zivilisten, die seit Februar, als Russland die Ukraine in einem völkerrechtswidrigen Krieg angegriffen hat, täglich ihr Leben verloren haben und noch verlieren“, so Pfaffenbach.

Der Restaurierung vorausgegangen war ein über zehnjähriges, gemeinschaftliches Engagement der deutschen Kirchengemeinde und der britischen Friedhofsverwaltung, auf das die Präsidentin der Deutschen Evangelischen Gemeinde zu Buenos Aires (CEABA), Andrea Rodríguez Weiss, hinwies. Im Jahr 2010 hatte der argentinische Staat die drei Gebäude offiziell als historische Kulturdenkmäler („Monumento Histórico Nacional“) anerkannt und damit unter Denkmalschutz gestellt.

In den darauffolgenden Jahren mussten die Mitglieder der beiden Friedhofskommissionen, darunter der Historiker Dr. Oscar De Masi, der auch Führungen über die Friedhöfe anbietet, unzählige Schadenslisten erstellen, Anträge ausfüllen sowie die historische Bedeutung einzelner Bauteile einordnen.

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Der Innenraum der Kapelle auf dem Deutschen Friedhof. (Foto: Marcus Christoph)

„Ein großes Problem ist die Beschaffenheit des Bodens in Buenos Aires“, erinnert sich Mathías Storni, Geschäftsführer der Zentralverwaltung der Deutschen Gemeinde, zusammen mit dem Leiter der britischen Friedhofskommission, Andrew Gibson. „Die Feuchtigkeit hatte das Fundament der Gebäude angegriffen, Wasser war eingesickert und hatte den Putz der deutschen Kapelle stark beschädigt.“ Auch der Marmor im Sakralraum der britischen Kapelle war durch die aus dem Boden aufsteigende Feuchtigkeit angegriffen. „Unsere Eichenholztüren waren fast komplett zerstört“, sagt Gibson. „Sie fielen uns aus den Angeln. Ich war kurz davor, sie auszubauen und selbst zu reparieren.“ Um dem Mauerwerk die Feuchtigkeit zu entziehen, installierten die Restauratoren spezielle Belüfter, deren Technik in Deutschland entwickelt worden war und die heute die Fundamente trocken halten.

Im Mai 2021 gab das für die Restaurierung und Finanzierung zuständige Ministerium für öffentliche Bauten der Nation seine Genehmigung. Die Bauarbeiten konnten beginnen. Auf der Eröffnungsfeier am Samstag hob der Vertreter des Ministeriums für öffentliche Bauten, Staatssekretär Edgardo Depetri, hervor, dass das Engagement für Denkmalschutzfragen und die Kulturgüter des Landes parteiübergreifend und unabhängig von konkreten Regierungskonstellationen sei. So hatte die damalige Staatspräsidentin Cristina Fernández de Kirchner den Denkmalschutz der drei Bauwerke noch 2010 offiziell anerkannt. Vorangebracht und umgesetzt wurde das Projekt dann von ihren Nachfolgern im Amt, Mauricio Macri und Alberto Fernández.

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Die Dudelsackbläser führten den Gang vom Deutschen auf den Britischen Friedhof an. (Foto: Marcus Christoph)

María Pía Villarino, in dem genannten Ministerium zuständig für institutionelle Beziehungen, betonte die Wichtigkeit, das historische Erbe zu pflegen. Dies sei Voraussetzung, um in Gegenwart und Zukunft besser zu leben.

Für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung auf dem Deutschen Friedhof sorgte das Posaunenchor-Ensemble der deutsch-evangelischen Kirchengemeinden Villa Ballester und Temperley unter Leitung von Siegfried Luschnat. Anschließend schritten die Gäste unter Dudelsackklängen durch das 2018 erbaute, symbolträchtige Tor in der Mauer zwischen dem Deutschen und dem Britischen Friedhof. Dort öffneten Vertreter der britischen Gemeinschaft nach einem kurzen Gebet des anglikanischen Bischofs Brian Williams die wieder instand gesetzte, 1942 erbaute britische Kapelle und ließen die Gäste durch die frisch renovierten Eichenholztüren eintreten. Auf der britischen Seite musizierte das Orchester der Heilsarmee.

Für Pastorin Karin Krug von der hiesigen deutsch-evangelischen Gemeinde sind die Buntglasfenster der deutschen Kapelle, die u.a. die Auferstehung Jesu Christi zeigen, nicht nur ein Zeichen der Hoffnung, über die sie an diesem Ort regelmäßig predigt. Sie seien auch das beste Beispiel für die länderübergreifende Zusammenarbeit, die das gesamte Projekt auszeichne. Der Architekt Kronfuß hatte einst an der Technischen Hochschule München studiert und die Fenster seiner Kapelle in der bayerischen Landeshauptstadt anfertigen lassen. Im vergangenen Jahr dann holten sich die argentinischen Handwerker Rat bei einer Münchner Firma und befreiten die fast 100 Jahre alten Buntglasfenster erfolgreich vom Rost und vom Staub der argentinischen Hauptstadt.

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Das Posaunenchor-Ensemble der deutsch-evangelischen Kirchengemeinden Villa Ballester und Temperley. (Foto: Marcus Christoph)

Historische Führungen auf dem Deutschen Friedhof können nach Absprache vereinbart werden. Kontakt: cementerio.aleman@ceaba.org.ar.

Der Britische Friedhof organisiert wöchentliche Touren. Infos dazu auf:


Die Deutsche Evangelische Gemeinde zu Buenos Aires (CEABA) ist Trägerin des Deutschen Friedhofs und zahlreicher Hilfsprojekte, darunter zweier Kindertagesstätten in der Provinz Buenos Aires, „Hogar Germán Frers“ und „Arcángel Gabriel“. Mit einer Spende können Sie die Kinder und Jugendlichen direkt unterstützen. Kontonummer: CBU 0150916202000000168191 ICBC, CUIT 30-52780932-7 (Verwendungszweck: Hilfsprojekte)

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