top of page
Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Das unlösbare Rentnerproblem

Von Juan E. Alemann

Mit dem Begriff Rentner fassen wir Pensionäre, Hinterbliebenen- und Gnadenrentner zusammen. Es sind insgesamt 8,5 Millionen, was etwa 18% der Gesamtbevölkerung, 40% der aktiven Bevölkerung und etwa 30% der Beschäftigten ausmacht. Die Zahl der Rentner liegt über den etwa 6 Millionen Menschen, die legal im Abhängigkeitsverhältnis arbeiten, auf deren Löhne ein hoher Beitrag zum Pensionssystem erhoben wird. Selbstständig Tätige und Einheitssteuerzahler zahlen viel weniger, und hinterziehen auch viel, und Schwarzarbeiter zahlen gar nichts.

In früheren Zeiten genügten die Beiträge, die auf Arbeitseinkommen gezahlt wurden, um die Renten zu finanzieren. Das hat jedoch schon vor vielen Jahrzehnten aufgehört, so dass jetzt die Renten etwa zu gleichen Teilen mit Beiträgen des Systems und Zuschüssen des Schatzamtes in Form von Anteilen am Erlös bestimmter Steuern finanziert werden, die so berechnet wurden, dass sie für die Zahlung der Renten ausreichen. Voraussichtlich wird die Staatskasse in naher Zukunft den Beitrag zum Rentensystem erhöhen müssen.

Die Zahl der Rentner steigt ständig als Folge der Alterung der Bevölkerung. Wir leben in Argentinien heute immer länger, und diese zusätzliche Lebensdauer entfällt voll auf Rentner. Das bedeutet, dass eine allgemeine Zunahme der Lebenserwartung von 20%, wie sie in den letzten 40 Jahren stattgefunden hat, eine Verdoppelung der Zahl der Rentner zur Folge hat.

Das Problem dieser natürlichen Rentnerzunahme wurde in Argentinien durch eine grundsätzliche Reform verschärft, die Cristina als Präsidentin einführte, als sie Personen, die die erforderte Altersgrenze erreicht hatten, aber nicht mit den 30 geforderten Beitragsjahren zählten, die Mindestpension gewährte. Das hat Macri dann vervollständigt, indem all diejenigen, die das 70. Lebensjahr erreicht haben, eine Mindestrente minus 20% beantragen können. All dies hat die Zahl der Rentner um fast 3 Millionen erhöht. Im Grunde wurde das Rentensystem dabei zum Teil in eine Altersversicherung umgewandelt. Während bis 2012 die Zahl der Rentner leicht über 62% der Menschen umfasste, die das Pensionsalter erreicht hatten, sind es jetzt über 95%.

Hinzu kommt schließlich noch, dass unzählige Sondersysteme bestehen, bei denen viel höhere Pensionen gezahlt werden. Das ist der Fall bei Richtern und Gerichtspersonal, Personal des auswärtigen Dienstes, Streit- und Sicherheitskräften, ehemaligen Ministern, Staats- und Unterstaatssekretären, Piloten und vielen anderen.

Es ist somit begreiflich, dass das Geld nicht ausreicht, um Renten zu zahlen, von denen die Rentner leben können. Eine Mindestpension liegt unter der Hälfte des Betrages, den das INDEC als notwendig berechnet. Im Grunde wird davon ausgegangen, dass die Rentner ein zusätzliches Einkommen haben, sei es weil es sich um Ehepaare mit je einer Pension handelt, oder um Personen, die mit ihren Kindern leben oder sonst ein Einkommen haben. Die meisten Rentner dürften wohl arbeiten, was die Reform von 1994 auch bei denen erlaubt, die im Abhängigkeitsverhältnis tätig sind.

Jetzt wird im Parlament über die Formel diskutiert, mit der die Renten an die Inflation angepasst werden. Die Politiker reden dabei meistens von der Absicht, die Renten auch real zu erhöhen, was einfach nicht möglich ist. Die Formel von Cristina, die jetzt wieder eingeführt werden soll, ist unsinnig, weil man die Renten nicht an einen Anteil an den Steuereinnahmen binden kann, dessen Erlös den Fehlbetrag des Systems ausgleichen soll. Die Macri-Formel, die Renten an Preise und Löhne bindet, ist vernünftiger. Doch das Grundproblem ist eben, dass der Staat Schwierigkeiten hat, diesen Rentenbetrag zu verkraften.

1 visualización0 comentarios

Comments


bottom of page