Ein Vergnügen für Jung und Alt
Von Marion Kaufmann
Einst war es das Waisenhaus Dr. Carlos Arenaza, hatte also schon damals mit Kindern zu tun. Seit elf Jahren ist es ein Museum, wo weiβhaarige Besucher sich plötzlich wieder an ihre Kindheit erinnern.
Ursprünglich war es für ein Publikum gedacht, das an Museumsbesuchen nicht interessiert war, sagt Carlo Gómez, der Konservator,dem man richtig anmerkt, dass ihm das Museum viel bedeutet. Für ihn ist die Arbeit es zu betreuen kein Job, sie ist sein Leben. „Als wir sahen, dass keine Kinder ins Museum kamen, haben wir das Museum zu den Kindern gebracht. Wir haben Spielprogramme entwickelt, die sie zu Hause und in der Schule nachmachen konnten; wir haben die Kinder animiert, kurze Skripte zu schreiben und kleine Videos zu machen; dann haben wir die Eltern eingeladen, herzukommen und die Videos zu sehen. So ist es uns gelungen, die Familie einzugliedern“. Die Kollektion stammt zum groβen Teil von dem Sammler Ricardo Olivera und wurden dem Museum zeitweise überlassen; andere bekamen sie von Ricardo Olivera Wells, der restliche Teil gehört zum Kulturgut des Museums. Auch Familien aus San Isidro beweisen ihre Zugehörigkeit zum Museum und bringen oftmals Objekte, die vielleicht jahrelang vergessen im Keller lagen.
In den vier Ausstellungssälen sehen wir traditionelle Spielsachen, historische Objekte, Kartenspiele, bekannte und unbekannte Puppen aller Arten –natürlich mit der Diva „Marilú“- Autos, Puppenhäuser mit Esszimmer und kompletten Küchen und auch Dinge, die sich schon der neuen Technologie nähern; die etwas älteren Kinder interessieren sich für elektrische Apparate.
Die Museumsführer sind freundlich und geben gerne Auskunft, die eigentlich gar nicht notwendig ist, denn alle Exponate in den Vitrinen sind klar gekennzeichnet, mit Namen und Jahreszahl, denn manch ein Kind steht ratlos vor einem Spielzeug und fragt: „Was ist denn das?“ Die Kinder vergessen momentan ihre Handys und schauen neugierig und erstaunt auf das, was sie vor sich sehen. Manche erkennen die „figuritas“, die man eifrig gesammelt und in ein Heft geklebt hat; die doppelten wurden mit den Freunden getauscht. War das Heft voll, wurde das richtig gefeiert. Aber auch Erwachsene kommen auf ihre Kosten, wenn sie zum Beispiel ein Jo-J, oder ein altes Würfelspiel entdecken: „So eins habe ich auch mal gehabt!“ Beim Gang durch die Säle muss man aufpassen, nicht über Kinder zu stolpern, die auf dem Boden liegen und einen riesigen Turm aus bunten Holzstücken bauen.
Ein Tag in der Woche steht den Bastlern eine Werkstatt zur Verfügung, wo sie nach Herzenslust werkeln und erfinden können. Manche Omas und Opas stehen wehmütig vor den Vitrinen, andere wiederum feiern vergnügt das Wiedersehen mit den Sachen, mit denen sie vor vielen Jahren gespielt haben. Den Kindern zeigt man auch, dass man auch mit ganz einfachen Sachen wie leere Metalldosen, Kästen, Gräsern oder Murmeln spielen kann.
Das Museum befindet sich in einem groβen Park, wo die Kinder herumtoben, spielen oder auf Bäume klettern können. „Hier trifft sich unsere Kindheit mit anderen Kindheiten“, bemerkt Carlos, als wir uns verabschieden.
INFO:
Museo del Juguete
Gral. Lamadrid 197, im Parque Arenaza
Boulogne, San Isidro
Geöffnet: Mittwoch bis Freitag von 11 bis 17 Uhr
Samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr
Eintritt kostenlos.
Tel.: 4513-7900
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