top of page
  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Das private Auslandsvermögen

Von Juan E. Alemann

Personen, die in Argentinien wohnhaft sind, plus lokale Unternehmen, hatten per Ende Juni 2021 ein Vermögen von u$s 350,13 Mrd. im Ausland oder in Dollarscheinen (und eventuell auch in Euroscheinen) im Inland. Das hat die ZB ermittelt. Es sind u$ 15 Mrd. mehr als vor 18 Monaten. Der Betrag entspricht in seiner Größenordnung etwa dem argentinischen Bruttoinlandsprodukt, und auch der Auslandsschuld des Staates, die bei u$s 345,85 Mrd. liegt, woraus gelegentlich geschlossen wird, das Argentinien gesamthaft keine Auslandsverschuldung hat. Doch das Vermögen im Ausland ist privat, und die Schuld öffentlich, so dass keine Kompensation in Frage kommt.

Vom gesamten Auslandsvermögen entfallen schätzungsweise u$s 100 Mrd. auf Dollarscheine, die zu Hause versteckt oder in Banksafes deponiert werden. Vor über einem Jahrzehnt hatte die Federal Reserve der USA den Betrag auf u$s 50 Mrd. berechnet. Eine Verdoppelung wäre somit logisch, weil weiter in Dollar gespart wurde, bestimmt sogar noch mehr als vorher.

Der Gesamtbetrag der privaten Auslandsvermögen wird von der ZB auf Grund der Fehlbeträge bei der Zahlungsbilanz berechnet. Wenn man von sämtlichen angegebenen Deviseneinnahmen die registrierten Devisenausgaben abzieht, dann muss ein positiver Saldo zu den Devisenreserven hinzukommen, und ein negativer abzogen werden. Die Differenz, die dabei mit der effektiven Entwicklung der Devisenreserven aufkommt, wird als Kapitalflucht gebucht. Doch dabei wird nicht berücksichtigt, dass dieses Geld zum großen Teil ausgegeben wird, einmal, um Differenzen bei unterfakturierten Importen und auch geschmuggelte Importe zu zahlen, und dann für allerlei Zahlungen, die offiziell nicht zugelassen sind, und auch für Ausgaben bei Auslandsaufenthalten ausgegeben wird. Man kann somit davon ausgehen, dass der Gesamtbetrag des Auslandsvermögens höchstens halb so hoch ist, wie ihn das INDEC auf Grund von ZB-Zahlen angibt.

Abgesehen davon besteht hier auch ein begrifflicher Fehler. Zum Teil handelt es sich effektiv um Kapitalflucht, aber zum größten Teil ist es Liquiditätshaltung. In einem Land mit chronischer Inflation wie Argentinien, hält die Bevölkerung ihre Liquidität weitgehend in Dollar statt in Pesos. Unter Liquidität verstehen wir den Betrag, der normalerweise bei stabiler Währung in Pesos gehalten würde, weil er für bevorstehende oder unvorhergesehene Ausgaben bestimmt ist. Je höher die Inflation, umso mehr geht die Liquiditätshaltung auf Dollar über.

Bei stabiler Währung würde ein großer Teil der Ersparnisse bei Banken deponiert werden, die dadurch Mittel erhalten, um Kredite erteilen zu können, vor allem für Arbeitskapital. Dass dies in Argentinien nicht funktioniert, wie in anderen Ländern, ist ein Störungsfaktor für die Wirtschaft. Deshalb schlagen wir vor, den Schwarzmarkt zu legalisieren und Dollardepositen (auch Kontokorrentdepositen) und Dollarkredite für interne Geschäfte zu erlauben. Der Dollar muss als Zweitwährung zugelassen werden, weil er die Sparfunktion übernimmt, die dem Peso fehlt. Ohnehin werden schon viele Werte (so von Immobilien) direkt in Dollar ausgedrückt, und auch Käufe von Immobilien werden in Bardollar bezahlt. Der Sprung, der noch fehlt, ist somit nicht so groß. Dies müsste am Anfang von einer Weißwaschung der zusätzlichen Dollardepositen begleitet werden, damit alles reibungslos funktioniert.

Der größte Teil des privaten Auslandsvermögens ist steuerlich nicht angegeben. Das wird jedoch zunehmend gefährlicher, da sich auch die USA dem OECD-Abkommen angeschlossen haben, das die Meldungspflicht der Banken von Konten vorsieht, die Personen und Unternehmen gehören, die im Ausland ansässig sind, wobei die Regierungen dies dann denen des Wohnungsortes übermitteln.

Vom Gesamtbetrag des angegebene Auslandsvermögens entfallen u$s 233,23 Mrd. auf Bardollar und Bankdepositen, u$s 75,86 Mrd. auf finanzielle Aktiven (Aktien, Staatspapiere, Obligationen) und u$s 40,94 Mrd. auf Investitionen in Immobilien und Aktiven von argentinischen Unternehmen.

2009 betrug das von der ZB angegebene Auslandsvermögen u$s 161,92 Mrd., 2015 u$s 232,32 Mrd., und 2019 u$s 335,38 Mrd. Seit Ende 2019 stieg der Betrag dann um u$s 12,50 Mrd. In Wirklichkeit dürfte die Zunahme viel geringer sein, weil besonders unter dieser Regierung, wegen der strengen Devisenbewirtschaftung viele Zahlungen auf den Schwarzmarkt verlegt wurden.

1 visualización
bottom of page