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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Das pittoreske Fremde

Ein Gespräch mit der österreichischen Künstlerin Sophia Auersperg

Von Catharina Luisa Deege

Sophia Auersperg
Die österreichische Künstlerin bei der Ausstellungseröffnung am Weltfrauentag. (Foto: Sophia Auersperg)

Buenos Aires (AT) - Inmitten der Altstadt von Buenos Aires treffe ich Sophia Auersperg in einem kleinen Kaffeehof. Die Künstlerin erzählt von ihren Reisen, den Menschen, die sie inspirieren - und löst in mir, trotz des für mich exotischen argentinischen Spätsommers, Fernweh aus.

Die Werke der Österreicherin werden momentan durch ein Projekt der Österreichischen Botschaft in der Galería Adriana Budich ausgestellt (siehe unten). Einige der Arbeiten, die unter dem Motto „Ese latido de la tierra“ dort zu sehen sind, wurden extra für die Ausstellung angefertigt, andere sind bereits vor einigen Jahren entstanden.

Auersperg malt auf Leinwänden, auf Aquarellpapier, fertigt Collagen. Mal verwendet sie Öl-, mal Acrylfarben und malt mit Kohlestift. Und doch haben all ihre Werke eine Gemeinsamkeit: ihnen lebt ein Hauch Kosmopolitismus inne. Das liegt nicht nur an den Motiven, sondern auch an den Materialien. Die Künstlerin erzählt, dass sie kleine Mitbringsel ihrer Reisen oft in ihre Werke einarbeitet. „Aus einer Bäckerei in Äthiopien habe ich zum Beispiel das Einpackpapier mitgenommen.“ Erinnerungsstücke, die zu Kunst wurden. Bei dem Gespräch mit Sophia Auersperg fällt mir ihre Affinität zu Stoffen und Materialien auf. Sie erklärt: „Ich bin eigentlich eine frustrierte Goldschmiedin.“ Schmuck und Keramik begeistern sie ebenso wie die Malerei.

Die in Argentinien geborene Österreicherin studierte am Wirtschaftsförderungsinstitut in Wien und bewegte sich beruflich zunächst im Marketingbereich, arbeitete für Firmen wie Bayer und die Naturkosmetikmarke Yves Rocher. Als die Arbeit ihres Mannes das Paar auf eine ständige Weltreise schickte, konnte sie sich ganzheitlich der Kunst widmen. In Mexiko besuchte sie unter anderem Kurse von Eugenia Orozco und José Luis Velázquez. Das Paar verbrachte knapp acht Jahre in dem nordamerikanischen Land. Diese Zeit prägte auch die Kunst der Österreicherin. Sie liebt kräftige Farben, achtet auf Harmonie und Ästhetik und will in ihren Werken nicht „das Tragische“ zeigen. „Ich bin kein Maler, der anprangert“, erklärt Auersperg.

Die Werke, die Teil der „Ese latido de la tierra“-Ausstellung sind, bilden Frauen ab. Klar stechen inmitten zerlaufener Farben großer Schmuck, bunte Tücher und geschmeidige Silhouetten hervor. Während ihrer Aufenthalte in Pretoria (Südafrika) und Addis Abeba (Äthiopien) inspirierten sie die afrikanischen Frauen auf eine ganz besondere Art. Sie fand es faszinierend wie sie sich bewegten, wie sie tanzten, wie sie lachten. Und wie sie sich kleideten.

Sophia Auerspergs
Sophia Auerspergs „Lady of Birdwood“. (Foto: Sophia Auersperg)

Sophia Auersperg deckt die Geschichte hinter ihrem Bild „Lady of Birdwood“ auf. Bei einem Besuch des Apart-Hotels „Birdwood“ in der südafrikanischen Hauptstadt lernte sie Ness, eine damalige Hotelmitarbeiterin, kennen. „Sie hat mich inspiriert. Sie war nett, hat viel gelacht, sie war elegant, hat die tollsten Ohrringe gehabt.“ Heute ist Ness‘ Abbild ein Teil von Auerspergs Gesamtwerk. „Ich habe es ihr geschickt und gesagt: Ness, das bist du“, erzählt die Künstlerin strahlend. Kontakt haben sie bis heute. Einmal, auf den Straßen von Buenos Aires, haben sie sich zufällig nach Jahren wiedergesehen und konnten ihr Glück und den riesigen Zufall kaum fassen. „Sie ist immer noch sehr in meinem Herzen“, gesteht die Österreicherin.

Ich frage die Künstlerin, ob sie auf allen unterschiedlichen Stationen ihrer großen, mittlerweile Jahrzehnte andauernden Reise malt. Sie nickt und berichtet mir daraufhin von einem Künstler aus dem Sudan, den sie auf einem Markt in Damaskus kennengelernt hat. Mit ihrem Partner lebte sie für eine kurze Zeit in der syrischen Hauptstadt, noch vor Beginn des Bürgerkriegs. In ihrer Wohnung fertigte Auersperg ihre Werke an, auf dem Markt beobachtete sie den Sudaner oft beim Malen. Vor der Abreise hinterließ sie ihm ihre Ölfarben - „Und er hat mir ein Bild geschenkt.“

Sophia Auersperg kann von vielen besonderen Begegnungen erzählen. Ihre Leidenschaft für Kunst hat sie die verschiedenen Kulturen, denen sie auf ihrer Weltreise begegnet ist, begreifen und facettenreich kennenlernen lassen. Sie schwärmt von Bologna und Madrid, erzählt von internationalen Ausstellungen und wie sehr sie Argentinien mag. Ihre Werke vermitteln den Betrachtern dieses Gefühl örtlicher Ungebundenheit und lassen einen für eine Sekunde denken, man würde die Frauen auf den Gemälden persönlich kennen.


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