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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Das Märchen vom Sputnik V

Von Marion Kaufmann

Schon jetzt könnte man ein ganzes Buch über das Märchen vom Sputnik V schreiben. Jeder, der als Kind ein Märchen gelesen hat, hat viel später erfahren, dass bei einem Märchen alles erfunden war. Man denke nur an Schneewittchen und die sieben Zwerge, an Rapunzel, an böse Hexen und gute Feen. Natürlich kann es auch mal wirklich einen Prinzen geben, der im Wald eine bildhübsche, schlafende Prinzessin findet; es gibt ja auch viele Mädchen mit langen Haaren, oder einen häβlichen Frosch, der sich durch einen Kuss in einen gut aussehenden Mann verwandelt (ein Kuss kann überall Wunder tun) aber hier geht es um das Märchen vom Sputnik V.

Also, es war einmal ein Flugzeug, in dem vier PandemieExpertinnen nach Moskau reisten, um über den Kauf des Impfstoffs zu verhandeln. Sie kamen zurück und ein paar Tage reisten sie wieder nach Moskau, diesmal brachten sie die bestellten Container mit dem Sputnik V.

Ihre Ankunft in Buenos Aires wurde gefeiert als wäre eine siegreiche Fuβballmannschaft gelandet. Stundenlang sah man die Andreani-Lastwagen wie sie langsam auf der Panamericana fuhren (langsam, wohl damit das kostbare Nass nicht geschüttelt wurde) bis sie, von motorisierter Polizei gut beschützt, an einem Depot ankamen, wo sie erst mal gelagert wurden.

Dann kam die Nachricht aus Moskau, dass die dortigen Tests des Produktes noch gar nicht beendet waren, und Putin selbst warnte, es nicht den über 60-Jährigen zu verabreichen. Das hatte man wohl den vier Expertinnen nicht mitgeteilt. Vielleicht hatte der Dolmetscher ein paar Probleme.

Dann hat unsere Hauptexpertin angekündigt, dass noch vor März zwanzig Millionen Menschen die einmalige Dosis bekommen würden, statt der zehn Millionen Personen, für die die erste und die zweite Dosis gedacht waren. Aber in Märchen passieren ja die seltsamsten Dinge, denn ein Tag später wurden die „unvorsichtigen Erklärungen“ der Hauptexpertin rückgängig gemacht.

„Märchen sind Geschichten über Dinge, die es im richtigen Leben nicht gibt, die früher mündlich überliefert wurden“. Heute liest man sie in Zeitungen.

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