150. Geburtstag von Marcel Proust
Paris (dpa) - Es wirkt massiv, nur der blaue Überwurf lässt das Eisen- und Messingbett etwas eleganter wirken. Marcel Proust verbrachte die letzten Lebensjahre in diesem Bett, in dem er „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ (Originaltitel: À la recherche du temps perdu) geschrieben hat - den längsten und wichtigsten Roman der französischen Literatur des frühen 20. Jahrhunderts.
Der ungewöhnliche Ort des Schaffens ist seit wenigen Wochen im Museum der Geschichte von Paris zu sehen, zusammen mit anderen Möbeln, die dem Schriftsteller gehörten, der vor 150 Jahren in Paris geboren wurde.
„La Chambre de Proust“ (Das Zimmer von Proust) heißt der Ausstellungsraum im umgebauten Museum Carnavalet, das wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten jahrelang geschlossen war. Seit seiner Öffnung Mitte Mai drängen sich Besucher durch den Raum, um die Schreibutensilien des Autors zu besichtigen, der den bedeutendsten Teil seines Gesamtwerks liegend zu Papier gebracht hat. Er schrieb auf seinen Ellbogen gestützt.
Seit fünfzehn Jahren lebe er liegend, schrieb er 1919 in einem seiner unzähligen Briefe. Laut Experten dürfte nur ein Viertel seines Briefwerks bekannt sein. Der Proust-Spezialist Philip Kolb hat die Anzahl der Briefe des Autors, der 51-jährig am 18. November 1922 gestorben ist, auf rund 90.000 geschätzt.
Proust war Asthmatiker. Seinen ersten Anfall erlitt er als Kind. Später kamen noch weitere echte oder eingebildete Krankheiten hinzu, die von Verdauungsstörungen bis zu Neurasthenie reichten. Leiden prägten sein Werk und wurden zu seiner schöpferischen Antriebsfeder. In einem Brief aus dem Jahr 1917 an die rumänische Prinzessin Hélène Soutzo führte er aus, dass er an seinen Leiden hänge und der Gedanke, sie könnten ihn verlassen, sei ihm verhasst. Die Prinzessin lernte Proust über Paul Morand kennen - Schriftsteller, Diplomat und Freund.
Marcel Proust war ein Vielschreiber. Immer wieder tauchen bei Versteigerungen Briefe auf oder unbekannte Texte. So erschien erst im Oktober 2019 der Novellen- und Skizzenband „Le Mysterieux Correspondant et autres nouvelles inedites“. Darin geht es unter anderem um seine Homosexualität, weswegen Proust zu Lebzeiten auf eine Veröffentlichung verzichtet haben soll.
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