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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Das lebendige Krippenspiel


An eines der schönsten Weihnachten meiner Kindheit erinnere ich mich sehr gern. Jedes Mal, wenn ich an dieses Fest in unserem winzigen Ort zurückdenke, wird es mir ganz warm ums Herz. Vom Dorf aus konnten die Bewohner die kleine Kirche auf dem Hügel wunderbar sehen, einen alten romanischen Bau, strahlend weiss gekalkt. Zum ersten Advent hängte der Pfarrer einen roten Herrnhuter Stern in das Glockenspiel, sodass wir das Licht vom Dorf aus in den Abendstunden wunderbar sanft leuchten sahen. Die Vorfreude auf Weihnachten hat für mich bis heute mit diesem Stern zu tun.

Doch der erste Advent bedeutete für uns Dorfkinder auch die Einübung des Krippenspiels. Jedes Jahr bemühte sich der Pfarrer darum, möglichts viele Kinder für sein dramatrgisch aufwendiges Stück zu begeistern. Damit stiess er auf mehr oder weniger Gegenliebe. Viele Kinder wurden von ihren Eltern zum Krippenspiel geschubst, machten aber dann doch alle fröhlich mit, denn der Pfarrer war immer für eine Überraschung gut! So trafen wir Kinder uns in der ersten Adventswoche im Pfarrhaus, einem alten behäbigen Landhaus auf halber Höhe des Berges und freuten auf den heissen Kakao der Pfarrersfrau. Meine Brüder durften diesmal die Heiligen drei Könige spielen. Das Gold (Modeschmuck) glänzte schön im Kerzenlicht der Pfarrstube. Unsere Mutter hatte braune und grüne Joppen für die Hirten gestrickt und einen tiefblauen Schal für mich als Maria, in den ich mich gemütlich einhüllen konnte. Meine Brüder bekamen glänzende Mäntel, die bis zu den Füssen reichten. Die meisten Kinder verkörperten die Hirten auf dem Feld. Sie durften in der ganzen Kirche herumlaufen und vom Wunder erzählen. Wie herrlich! Nicht still sitzen in der Kirche! In den folgenden Wochen übten wir fleissig unsere zugedachten Rollen. Und dann kam Weihnachten. Das Kirchlein war herrlich geschmückt. Rechts und links vom Altar standen wie jedes Jahr riesige, dunkelgrüne Tannen, über und über mit Kerzen bestückt. Ein Engel schwebte neben der Kanzel und es duftete herrlich nach Tannengrün, nach Verheissung, und Freude. Meine Eltern sassen strahlend in der ersten Reihe. Ein grosses Gefühl der Geborgenheit überkam uns. Mit meinem Freund als Josef wollte ich das Krippensiel beginnen und wartete auf das Zeichen des Pfarrers. Und - ob ihr es glaubt oder nicht, schob der Pfarrer eine schöne hölzerne Krippe auf Rädern vor den Altar und darin lag sein jüngster Enkel, warm eingepackt in Daunendecken.Was für eine wuudervolle Überraschung! Wir spielten mit Hingabe unsere Rollen neben dem selig schlafenden Christkind. Als die Glocken am Ende unseres Spiels fröhlich läuteten , da schlug das Jesuskind die Augen auf und lächelte.

Josi v.Sahr

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