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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Das Importfest


Der Import hat dieses Jahr so stark zugenommen, so dass der Überschuss der Handelsbilanz trotz hoher Exporte (wegen der anormal hohen Preise für Getreide und Ölsaat) im Vergleich zum Vorjahr im interannuellen Vergleich stark geschrumpft ist. Die Regierung macht sich Sorgen über dies, und im Produktionsministerium wird die Möglichkeit untersucht, die Importe rationell zu beschränken, also so, dass kein Produktionsprozess durch Mangel an importierten Teilen betroffen wird. In 4 Monaten 2022 betrugen die Importe u$s 21,67 Mrd., was sich mit u$s 16,44 Mrd. im Vorjahr vergleicht. Die Differenz von u$s 5,42 Mrd., was 33% ausmacht, ist gewaltig, auch wenn man berücksichtigt, dass das Bruttoinlandsprodukt in den ersten 4 Monaten 2022 weit über der gleichen Vorjahresperiode lag, und die Importe dabei erfahrungsgemäß stärker als das BIP zunehmen. Im Mai erreichte der Import u$s 7,87 Mrd., 53% über dem gleichen Vorjahresmonat, was ein historischer Rekord ist. Obwohl der Export mit u$s 8,22 Mrd. auch einen Rekordstand erreichte, verblieb nur ein Handelsbilanzüberschuss von u$s 356 Mio., der nicht entfernt ausreicht, um vorgesehene Zahlungen wegen Zinsen und Schuldenzahlungen zu decken. Im Abkommen mit dem IWF ist eine weitaus günstigere Entwicklung der Handelsbilanz vorgesehen.

Diese Tatsache hat die Vizepräsidentin Cristina Kirchner zum Anlass genommen, um von einem Importfest (“festival de importaciones”) zu sprechen, und dies auf Manöver zurückzuführen, die die zuständigen Behörden nicht kontrollieren. In der Tat ist es so, dass der unterbewertete Wechselkurs dazu verleitet, mehr zu importieren, als kurzfristig notwendig ist, und auch, dass die Kursdifferenz zwischen dem offiziellen Kurs und dem freien zu Überbewertung der angegebenen Importwerte verleitet, um dann den Überschuss zum freien Kurs zu verrechnen. Doch das erklärt nur den geringsten Teil der Importzunahme. Hierzu sei auch bemerkt, dass die Kontrolle des Zollamtes mangelhaft ist, einmal, weil die Bestimmung der “richtigen” Wertes der einzelnen Waren sehr schwierig ist, und dann wegen Korruption.

Die Zunahme ist an erster Stelle auf die stark gestiegenen Energieimporte zurückzuführen. Der Import von Erdöl und Erdölprodukten stieg interannuell um 93,4%, der von elektrischem Strom um 420% und der von Gas um 24,7%. Der Import von Erdöl und Erdölprodukten erreichte in 4 Monaten 2022 u$s 2,13 Mrd., gegen u$s 1,10 Mrd. im Vorjahr, der von Strom betrug u$s 1,40 Mrd., gegen u$s 270 Mio. im Vorjahr, und der von Gas erreichte u$s 54 Mio., gegen u$s 23 Mio. im Vorjahr. Der Gasimport ist erst ab Mai stark gestiegen, wenn die kalte Jahreszeit einsetzt und der Konsum sprunghaft steigt. Im Mai verzeichnet der Import von Brennstoffen einen interannuellen Sprung von 226,7%.

Diese Zunahmen sind auf Verschulden der Regierung zurückzuführen, die den Bedarf an Strom und fossilen Brennstoffen schon ein und mehr Jahre vorher berechnet, und wissen muss, wie viel davon durch eigene Produktion gedeckt wird. Die Verzögerung des Baus der Gasleitung “Néstor Kirchner” erklärt in 4 Monaten 2022 nur den geringsten Teil der Zunahme auf dem Gebiet der Energie. Ab Mai steigt der Anteil gewaltig. Die langfristige Planung, auch die mittelfristige, auf dem Energiegebiet ist für diese Regierung kein Thema, obwohl Präsident Fernández, Vizepräsidentin Cristina u.a. Regierungssprecher die Marktwirtschaft kritisieren und einen Staat verteidigen, der sich überall einmischt. Aber eben nicht tut, was er tun sollte.

Der Import ist trotz des Sprunges, der dieses Jahr einsetzte, im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, anormal gering. Im internationalen Vergleich liegt Argentinien beim Importkoeffizienten weit unten. Das Problem besteht darin, dass zu wenig exportiert wird. Bei dieser Lage muss als erstes bemerkt werden, dass sich Argentinien keinen “niedrigen” Wechselkurs leisten kann. Ohnehin sollte der Kurs in einem Land mit chronischer hoher Inflation real hoch sein. Einen zurückgebliebenen Wechselkurs, wie er jetzt besteht, kann sich Argentinien nicht leisten. Berechnungen, die auf Grund eines historischen Vergleichs durchgeführt werden, gelangen jetzt auf einen offiziellen Kurs von ca. $ 160 pro Dollar.

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