Nachdenklicher Franz Beckenbauer feiert 75. Geburtstag
München (dpa/mc) - Kurz vor seinem 75. Geburtstag kam Franz Beckenbauer ins Philosophieren. "Ich muss sagen, dass mich dieses Alter zum ersten Mal in meinem Leben ein bisschen nachdenklich macht. Alle anderen Geburtstage sind leichter an mir vorübergegangen", sagte der "Kaiser" tiefsinnig und ganz ohne die ihm typische Leichtigkeit. Am heutigen Freitag feiert der vielleicht größte deutsche Fußballer seinen Ehrentag im Familienkreis. Der Weltmeister von 1974 blickt kurz vor diesem runden Geburtstag "sehr zufrieden" auf sein Leben zurück.
Die "Lichtgestalt" hat sich in den vergangenen Jahren öffentlich rar gemacht. Ob neben dem reiferen Alter, dem Blick auf die Gesundheit und dem Wunsch nach mehr Familienzeit dabei auch ein Zusammenhang mit den vielen Unklarheiten rund um die Vergabe der WM 2006 besteht, ist nicht bekannt. Beckenbauer konnte kein Vergehen nachgewiesen werden. Aber der Mythos Beckenbauer wurde beschädigt, dubiose Millionenzahlungen bleiben unaufgeklärt.
Als „größten Verlust in meinem Leben“ bezeichnete er den Tod seines Sohnes Stephan, der 2015 mit erst 46 Jahren an einem Gehirntumor starb. „Ich weiß nicht, ob man den Tod seines Kindes jemals verarbeiten kann. Wahrscheinlich nicht“, so Beckenbauer.
Bis zur „Sommermärchen-Affäre“ um die WM-Vergabe war das sportliche Werk Beckenbauers nur von Glanz und Gloria geprägt. Fußball-, Werbe- und Medien-"Kaiser", Weltmeister-Teamchef von 1990, WM-Macher 2006 - praktisch alles, was der am 11. September 1945 wenige Monate nach Kriegsende im Arbeiterviertel München-Giesing geborene Sohn eines Postbeamten anfasste, wurde zu Gold. Dank Souveränität und Leichtigkeit wirkte Beckenbauer stets, als stünde er über den Dingen.
"Franz Beckenbauer ist das größte Glück des deutschen Fußballs. Es gab keinen besseren vor ihm und es wird auch kein besserer nachkommen", würdigte WM-Gefährte Günter Netzer wiederholt die Verdienste des charismatischen Tausendsassas.
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