Von Marion Kaufmann
Es gibt Geschehnisse, die von der Natur hervorgerufen werden, wie z.B. Hagel, Überschwemmungen, Tsunamis, Donner und Blitze. Auch wenn teilweise die Menschen, durch ihre Missachtung der Erde und der Meere oftmals selbst die Schuld an diesen Geschehnissen tragen (siehe Venedig oder die Plastiktüten in den Meeren), sind es die Launen der Natur, die häufig in Tragödien enden.
Anders sieht es aus bei den von Menschen an anderen Menschen verursachter Brutalität. Schon vor 20 Jahren, als die Taliban das Land regierten, zeigten sie ihre Verachtung den Frauen gegenüber, die für sie wertlose Menschen waren. Als sie jetzt, im August, Kabul einnahmen, zeigten sie sich friedlich und behaupteten, die Rechte der Frauen zu respektieren, eine Prophezeiung, die niemanden überzeugte. Vor allem als man sah, dass keine Frau für einen Regierungsposten ernannt wurde, oder dass nur Jungens die Sekundarschule besuchen dürfen, oder dass den Frauen jede Art von Sport verboten war. Frauen, die in einer sozialen oder politischen Sphäre tätig sind, beklagen sich, dass sie auf einer Schwarzen Liste stehen; sie werden ständig bedroht, sogar ermordet oder entführt. Dazu gehören auch Journalistinnen, von denen einige „vielleicht gefährlich“ sein könnten. Deshalb sieht man sie häufig in Begleitung eines schwer bewaffneten Mannes. Die Frauen müssen die „burka“ tragen, die den ganzen Körper bedeckt, aber in manchen Fällen sind die Gesetze noch strenger und zwingen die Frauen eine „nikab“ zu benutzen, die auch das ganze Gesicht versteckt und man nur die Augen erkennt.
In der letzten Zeit - vor dem Einfall der Taliban im August - konnten Frauen sich einer gewissen Freiheit erfreuen - zum Beispiel studieren und Autofahren; damals sah man sie mit Minirock, geschminkt und vergnügt; Zwangsheiraten und Kinderehen gab es nicht mehr und in den 60er Jahren hat ein neues Parlament das Wahlrecht für Frauen eingeführt. Heute hat sich alles geändert: die Taliban richten sich bei Gesetzentwürfen komplett nach dem Koran, und interpretieren ihn wunschgemäß und brutal.
Das Regime erreicht damit, dass den Frauen und Mädchen keine Gelegenheit zur Fortbildung und geistiger und materieller Selbstständigkeit gegeben wird. Sie machen die Frauen zu unsichtbaren, frustrierten und isolierten Menschen.
Und die Welt schaut zu.
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