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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Das absurde Kohlenbergwerk von Río Turbio

In der Nachkriegszeit, unter der Regierung von Perón, kam die Initiative auf, die aus Großbritannien importierte Steinkohle, die in den Kraftwerken in Buenos Aires verwendet wurde, durch lokal geförderte Kohle zu ersetzen. Importsubstitution war damals ein Leitgedanke der Wirtschaftspolitik, der auch hier angewendet wurde. Es war bekannt, dass es in Río Turbio, am südwestlichen Zipfel der Provinz Santa Cruz, ein Kohlevorkommen gab, sodass die Regierung dort ein Bergwerk errichtete, und mit der Ausbeutung von Kohle begann.

Es handelt sich dabei um eine minderwertige Kohle, und die Kraftwerkbetreiber scheuen sich, sie zu verwendet, weil sie Schaden an den Anlagen anrichtet. Einige Jahre später wurden große Gaslager entdeckt, und Argentinien ging massiv auf Gaskonsum über, auch bei den Kraftwerken. Doch noch unter den Regierungen von Cámpora, Perón und Isabel Perón (1973 bis 1976) wurde ein Wärmekraftwerk in Bahía Blanca gebaut, das mit der Kohle von Río Turbio gespeist werden sollte. Dass wurde dann unter der Militärregierung fallen gelassen, und auch dieses Kraftwerk ging auf Gas über. Kohle wird heute in Argentinien nur beim Hochofen von Sidinsa (Techint-Konzern) in San Nicolás verwendet. Aber die Kohle von Río Turbio taugt nicht für diesen Zweck.

Inzwischen war das Kohlenbergwerk in Gang gesetzt worden, aber die Kohle wurde zu Schleuderpreisen an ausländische Käufer geliefert. Es war von Anfang an ein Geschäft mit einem enormen Verlust, wobei dieser bei höherer Produktion stieg. Unter der Militärregierung wurde das Kraftwerk erhalten, weil damals ein schwelender Konflikt mit Chile bestand, und es als gefährlich betrachtet wurde, diese Tätigkeit nahe der Grenze mit Chile aufzugeben.

Erst Menem nahm das Problem in Angriff. Er übergab das Bergwerk einem privaten Konzessionär, Sergio Taselli, der dabei einen festen jährlichen Betrag als Subvention erhielt. Um mit dem Geld auszukommen, verkleinerte Taselli die Belegschaft sehr stark, was schließlich in der Schließung enden würde. Ohne großes Aufsehen zu erregen, war Menem dabei, das Problem endgültig zu lösen.

Doch als Néstor Kirchner als Präsident antrat, hat er die Konzession aufgehoben, das Bergwerk erneuert und eine hohe Belegschaft eingestellt, die heute gut zehn Mal so hoch wie vor 20 Jahren ist. Ebenfalls wurde ein Kraftwerk gebaut, um die Kohle zu verheizen. All das kostete viel Geld, wobei es auch eine enorme Korruption gab, die zu einem Gerichtsverfahren führte, bei dem der damalige Planungsminister Julio de Vido schließlich verhaftet wurde.

Die Regierung von Alberto Fernández hat Aníbal Fernández zum Verwalter dieses Bergbaus ernannt. Es war für einen Mann, der schon Minister und Kabinettschef gewesen war, und die Wahl zum Gouverneur der Provinz Buenos Aires 2015 gegen María Eugenia Vidal verloren hatte, sozusagen ein Trostpreis. Aníbal Fernández ist selten am Ort des Bergwerkes. Er kümmert sich nur darum, dass das Schatzamt zahlt. Denn echte Einnahmen hat dieses Staatsunternehmen nicht.

Die Zeitung “Clarín” hat unlängst interessante Daten über den Fall veröffentlicht. Das Unternehmen hat für dieses Jahr ein Budget von $ 7 Mrd. (laut Daten des Energieinstitutes Mosconi). Seit einem Jahrzehnt wird kaum noch Kohle gefördert. Der Schacht ist zum Teil eingebrochen und muss instand gesetzt werden. Das Kraftwerk, dass Cristina Kirchner im Oktober 2015 feierlich eingeweiht hat, das schon u$s 1,7 Mrd. gekostet hat und noch weitere u$s 250 Mio. benötigt, um in Gang gesetzt werden zu können, sollte die Kohle verbrennen, die jedoch nicht produziert wird. Um das Bergwerk instand zu setzen und die Kohleförderung aufnehmen zu können, und das Kraftwerk fertig zu stellen, ist ein Betrag von gut u$s 1 Mrd. notwendig., wobei bei Aufnahme der Produktion von Kohle und Strom der gegenwärtige Jahresverlust weiter steigt.

Aníbal Fernández hat jetzt verfügt, dass der Belegschaft ein Bonus für Produktivität gezahlt wird, obwohl die Arbeiter kaum tätig sind. Der Bonus erreicht in einigen Fällen $ 1 Mio. Die Löhne beginnen bei $ 120.000 monatlich, liegen jedoch in den meisten fällen viel höher, bis zu $ 240.000. Angestellte in leitenden Stellungen verdienen zwischen $ 400.000 und $ 800.000.

Yacimientos Carboníferos de Río Turbio, wie das Unternehmen formell heißt, ist ein Skandal, den die Regierung und auch die Opposition ignoriert. Es besteht nicht der geringste Zweifel, dass das Bergwerk definitiv stillgelegt werden muss, die Belegschaft entschädigt und eventuell bei Bau der Wasserkraftwerke am Fluss Santa Cruz beschäftigt wird, und das Wärmekraftwerk demontiert und woanders wieder errichtet wird. Doch all das sagen bisher nur wir.

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