Zweiter Platz im erfolgreichsten Umgang mit Pandemie
Genf (dpa/cld) - Die Schweizer Wirtschaft brummt, die Umsätze in der Hotellerie liegen Ende Juli schon wieder über dem Niveau von 2019. Corona macht nicht mehr alle Schlagzeilen. Im Vergleich zu vielen Ländern hat die Schweiz weniger Corona-Einschränkungen gehabt. Sie belegt Platz zwei in einer Rangliste der erfolgreichsten Staaten im Umgang mit der Pandemie. Was ist das Schweizer Erfolgsrezept?
Die Rangliste der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg soll zeigen, „wo das Virus am effektivsten und mit der geringsten sozialen und wirtschaftlichen Störung gehandhabt wird“. Bloomberg hat sich dafür neben Infektions- und Todeszahlen, Impfquoten oder Qualität des Gesundheitswesens auch angeschaut, wie viele wieder einkaufen oder zur Arbeit unterwegs sind, welche Einschränkungen es für das soziale und wirtschaftliche Leben gibt und wie viele Flüge gehen.
Das einzige Land, das die Schweiz schlägt, ist Norwegen. Deutschland kommt in der Bloomberg-Rangliste vom 28. Juli auf Rang zwölf, immerhin 16 Plätze besser als im Juni. Neben Norwegen und der Schweiz schneiden auch Neuseeland, Frankreich, die USA und Österreich besser ab.
„Die Schweiz hat es nicht schlecht gemacht“, sagt Jan-Egbert Sturm, Professor für Angewandte Wirtschaftsforschung an der Eliteuniversität ETH in Zürich, der Deutschen Presse-Agentur. „Sie hatte immer vergleichsweise milde Maßnahmen. Im März und April dieses Jahres war sie Vorreiter der Lockerungsmaßnahmen in Europa und sie wurde im Infektionsgeschehen dafür nicht bestraft.“
Milde Maßnahmen wie diese: Die Schulen waren im Frühjahr 2020 nur kurz geschlossen. Hotels konnten geöffnet bleiben, ebenso die Skigebiete. Man musste nie Tests für Einkäufe oder Restaurantbesuche vorlegen, es gab nie eine Ausgangssperre. Aufregerthemen wie Regeln, die sich je nach Infektionszahlen ständig ändern, gibt es nicht.
Der Schweiz kreidet Sturm nur einen Fehler an: „Die zweite Welle Ende letzten, Anfang dieses Jahres hat die Schweiz nicht gut gemeistert“, sagt er. Sie habe zu spät reagiert, die Geschäfte etwa erst kurz vor Weihnachten geschlossen. Natürlich hätte man bei früherem Schließen Umsätze eingebüßt, aber das hätte Menschenleben gerettet, sagt er.
Auch heute liegt der Inzidenzwert in der Schweiz mehr als dreimal so hoch wie in Deutschland. Dank des Impfens sind die Zahlen aber auf so niedrigem Niveau, dass dies kaum einen Unterschied macht, wie Sturm sagt.
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