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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Charlas del Centro DIHA, fünfter Zyklus November 2021


Sie sind schon eine Art Institution, diese charlas! Im November hatten wir wieder einen Zyklus von fünf Vorträgen über Meet mit einem zahlreichen und interessierten Publikum. Insgesamt sind 25 Vorträge vom Centro DIHA während der Pandemie organisiert worden. Davon waren zwei der Musik (Prager, Coll. Musicum) gewidmet, einer der Kulturpolitik der Weimarer Republik, drei Sprachbesonderheiten der Wolgadeutschen, drei Frauenfra-gen, drei Zeitschriften, drei den darstellenden Künsten (Fotos oder Zeichnungen), einer über Geschäftsleute, einer einer politischen Gruppe in der Nazizeit, einer einer Schule. Die restlichen (teils überlagert von den genannten Themen) waren Personen verschiedener Herkunft gewidmet. Die Schweizer Einwanderung stellte mit Vorträgen über die Fotos der Familie Güller und zu der Arbeit von Moritz Alemann, Karl Beck-Bernard, Alfred Cahn, ein großes Kontingent. Es wurden Kolonisatoren, Musiker, ein Arzt und Anthropologe, ein Pfarrer und mehrere Schriftsteller(innen) behandelt. Die Vortragsthemen bewegten sich im Zeitraum zwischen 1850 und 1945, kaum etwas über die letzten Jahrzehnte. Die charlas sollen nächstes Jahr weiter laufen, aber voraussichtlich nicht in engen Zyklen wie bisher, sondern ein Vortrag monatlich.

Das Vortragsprogramm war wieder sehr variiert. Es begann mit den Fotos der Schweizer Familie Güllich-Bichsel, die seit Ende des 19. Jahrhunderts als Pioniere im nördlichen Santa Fe und Chaco lebten und zahlreiche Fotos gemacht, gesammelt und aufbewahrt haben. Wunderbare Bilder von der Familie, von Indios, von Tieren und der Landschaft. Die Musikologin und Spezialistin für Fotografie Leila Makarius, die am Museo Fernández Blanco arbeitet, erzählte, wie sie diese wunderbare Sammlung in Privatbesitz entdeckt hat, und klärte einige Zusammenhänge auf. Simon Gerards Iglesias, ein Doktorand im Fach Geschichte und Mitarbeiter der Universität Bremen, trug als Beispiel der Arbeit der deutschen Unternehmerschaft in Argentinien seine Arbeit über die Handelsunternehmungen der Familien Weil und Staudt bis ca. 1930 vor, die ihr Haupthaus in Argentinien gegründet oder es dorthin verlegt hatten. Die enge Vernetzung mit ihren Herkunftsorten ermöglichte es, die Geschäfte trotz der Verfolgung der Deutschen in Argentinien während des Ersten Weltkriegs erfolgreich aufrecht zu erhalten. Staudt trennte sein argentinisches Unternehmen nach dem Krieg von dem der Familie in Berlin ab und konnte es durch eine Diversifizierung seiner Palette im Krieg und zwischen den beiden Kriegen vergrößern. Das Unternehmen Weil Hermanos hingegen geriet ins Hintertreffen, solange sich die Firma in den Zwanziger Jahren auf den Getreidehandel beschränkte. Erst die Gründung der Firma SAFICO verschaffte der Familie ein neues Ansehen in der argentinischen Elite. Der dritte Vortrag war der des mehrfachen Doktors und Theologen René Krüger über das Leben und die vielfältigen Publikationen des Pastors Jakob Riffel, der vierzig Jahre lang in Entre Ríos ein eigenständiges Verlagsunternehmen für die Zeitschriften, Gesang- und Devotionsbücher der protestantischen Wolgadeutschen führte. Das vierte Thema, dargestellt von Jacqueline Rajmanovich, einer Geschichtslehrerin an der Goetheschule Buenos Aires (San Isidro) und Doktorandin von Holger Meding (Univ. Köln), war ein Vergleich der deutschen Schule in Guatemala mit der Goetheschule in Buenos Aires (ein Vergleich, den zuvor schon der Historiker Glenn Penny gezogen hatte). Die Schule in Guatemala war eine Eliteschule, die eine kleine Gruppe von deutschsprachigen Schülern und viele Nichtmuttersprachler betreute. Sie hielt den Widerstand gegen die Nazis aufrecht, ging aber nach dem Zweiten Weltkrieg Pleite, wegen Dissens mit der Gastgesellschaft über die deutsche Politik und dem folglichen Verlust des deutschen Anteils am Kaffeemarkt in Guatemala. Die Goetheschule hingegen war weitgehend gleichgeschaltet und konnte sich nach den Jahren der Enteignung wieder erholen. Der Vortrag betraf vor allem die Haltung beider Institutionen bezüglich der nazistischen Unterwanderung. Angelica Prediger, eine brasilianische Linguistin, die in Deutschland arbeitet, stellte im letzten Vortrag ein Projekt ihrer Arbeitsgruppe an der Universität Bamberg über Sprachkontakte in Argentinien vor, das anhand von Materialien aus den Sammlungen des Centro DIHA erarbeitet werden soll.

Die Vorträge hatten zwischen 40 und 50 Einschaltungen. Dabei waren Hörer aus argentinischen Provinzen, Bolivien, den USA, Deutschland und gelegentlich anderen Ländern. Sie können über YouTube abgerufen werden. Im zehnten Cuaderno del Archivo des Centro DIHA werden schriftliche Fassungen der Vorträge von Gerards Iglesias und Krüger und aus dem vierten Zyklus von Frau Altinger veröffentlicht.

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