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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Bücher, vor denen heute gewarnt wird

Von Marion Kaufmann

In Großbritannien hat man an der Universität in Northampton entdeckt, dass in George Orwells Roman „1984“ Wörter enthalten sind, die manche Studenten „störend“ oder „beleidigend“ empfinden könnten. Die Schüler wurden gewarnt, dass im Rahmen des Lehrprogramms, also des Buches, Themen wie Gewalt, Sexismus, Klassen, Rassen und sexueller Missbrauch behandelt werden. In dem 1949 erschienenen Buch schildert Orwell einen totalitären Staat, und man muss sich wirklich wundern, dass in einem Land vor einem Buch gewarnt wird, wo es einen Jack the Ripper gab und wo im Fernsehen amerikanische und britische Filme ausgestrahlt werden, die ein ganzes Sammelsurium von blutigen Storys zeigen, die man Tee- oder Whisky trinkend jederzeit sehen kann.

Auch in den Vereinigten Staaten werden dem Zuschauer Filme mit grausigen Mordtaten vorgesetzt, wo jeder auf jeden pausenlos schießt und niemand stört sich daran. Im Gegenteil, viele dieser Filme werden mit Preisen ausgezeichnet. Na ja, Hollywood lebt ja davon.

Und auch dort hat man in einer Schule in Tennessee den Schülern verboten das Comic-Buch „Maus“ zu lesen. Darin schildert Art Spiegelman das Schicksal seines Vaters zwischen 1930 und 1945, der im KZ Auschwitz interniert war, von dort geflohen ist und in Nordamerika ein neues Leben fand. Das Buch ist nicht geschrieben sondern gezeichnet: Juden sind als Mäuse repräsentiert, Nazis als Katzen, Amerikaner als Hunde, etc. Spiegelman ist der erste Autor, der dieses Genre benutzt, das keine Fiktion ist, sondern ein historisches und biographisches Geschehen schildert - den Holocaust. Es bezieht sich nicht nur auf das Überleben, sondern auch auf das Weiterleben.

„Maus“ ist an die dreißig Sprachen übersetzt worden; im Jahr 2012 wurde es mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet; im Januar 2022 hat man es in einer Schule in Tennessee verboten.


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