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Blutiges Patt im Ukraine-Krieg

Militärische Ziele scheinen fern

Ukraine
Feuer und Rauch nach einem russischen Angriff in Charkiw. (Foto: dpa)

Berlin/Moskau/Kiew (dpa) - Nach sechs Monaten Krieg gegen die Ukraine kommen die russischen Truppen nur im Kriechgang voran - und müssen auch spektakuläre Gegenschläge hinnehmen. So kann sich Präsident Wladimir Putin den Kriegsverlauf nicht gedacht haben, als seine Panzertruppen am 24. Februar die Grenze überschritten. Binnen Stunden änderte sich das sicherheitspolitische Gefüge in Europa: Die Nato aktivierte noch am selben Tag Verteidigungspläne für Osteuropa, EU-Sanktionspakete wurden beschlossen und dann auch eine „Zeitenwende“ mit 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr.

Regierungen und Militärexperten, die der Ukraine zu Beginn eine Niederlage binnen weniger Wochen vorhersagten, lagen gewaltig daneben. Inzwischen gleicht die Situation einem blutigen Patt. Daraus könnte - so sagen es Diplomaten - ein Krieg werden, der noch Jahre dauert, mit weiteren schweren Grausamkeiten und schlimmen Verbrechen an der Zivilbevölkerung.

Die russischen Einheiten kommen kaum voran. Sie verhinderten bei Vorstößen in ukrainisch kontrollierte Gebiete nicht, dass sich die Verteidiger neu gruppieren, wie Militärexperten des Institute for the Study of the War aus den USA bilanzieren. Und: „Die russischen Kräfte werden wahrscheinlich weiterhin nicht genug Ressourcen für einzelne Offensiven bereitstellen können, wie sie für bedeutsame Gebietsgewinne nötig sind, aus denen einoperativer Erfolg wird.“

Die vom Westen mit Milliarden und schweren Waffen unterstützte Führung in Kiew stellt der Bevölkerung eine Vertreibung der russischen Angreifer in Aussicht. „Wir haben die russische Armee aus den nördlichen Gebieten verjagt. Wir haben die Besatzer von unserer Schlangeninsel vertrieben. Sie spüren bereits, dass es Zeit ist, aus Cherson und überhaupt aus dem Süden unseres Staates zu verschwinden“, versprach Präsident Wolodymyr Selenskyj Mitte August. „Es wird die Zeit kommen, dass sie aus dem Gebiet Charkiw verschwinden, aus dem Donbass, von der Krim ...“

Trotzdem musste auch Selenskyj zugeben, dass inzwischen rund 20 Prozent des Staatsgebiets - die Krim eingeschlossen - nicht mehr unter ukrainischer Kontrolle stehen. Aus dem Kreml kommen unverändert Behauptungen, alles laufe nach Plan. Die Ziele der „militärischen Spezialoperation“, wie der Krieg in Russland offiziell nur heißt, würden in vollem Umfang erreicht. „Ohne Zweifel.“ Was genau die Ziele sein sollen, ist aber auch vielen Russen nicht mehr klar. Die Sanktionen setzen ihrer Wirtschaft schwer zu. Die Nato, die zurückgedrängt werden sollte, ist stattdessen auf dem Vormarsch: Finnland und Schweden kommen nun auch in die Militärallianz.

Die große Mehrheit der Russen blendet den Krieg aus. Putin spricht als Oberbefehlshaber immer wieder vom Ziel der „Befreiung“ des Donbass. Die Bilder von Tod und Zerstörung, die auch viele Russen trotz gesperrter Internetseiten und Zensur in den Staatsmedien kennen, lassen aber am Sinn der Invasion zweifeln. Zum Donbass gehören das Gebiet Luhansk, das die Ukraine nicht mehr kontrolliert, und die Region Donezk, wo Moskau seit Wochen ohne merklichen Fortschritt nach Einschätzung unabhängiger russischer Experten bisher etwas über 60 Prozent des Gebiets erobert hat.

Was aber mit den eroberten Teilen der Gebiete Cherson, Charkiw und Saporischschja geschehen soll, dazu gibt es keine klaren Ansagen des Kremls. Diskutiert werden immer wieder „Volksabstimmungen“ über einen Beitritt zu Russland, ohne dass es ein Datum gibt. Die ganze „Operation“ liegt nach einer Analyse des Experten Andrej Perzew deutlich hinter Zeitplan. Moskau schätze die Lage immer wieder falsch ein.

Russische Abgeordnete und Militärs betonen zwar, dass der gesamte Süden abgetrennt werden solle - also auch die Hafenstadt Odessa. Der Kreml bestätigt das aber nicht. Durch einen russischen Korridor bis zur Ex-Sowjetrepublik Moldau verlöre die Ukraine den Zugang zum Schwarzen Meer und würde zum Binnenland. Aber selbst vielen Russen ist klar, dass nichts läuft, wie es sollte.

 
Scholz bekräftigt Waffenhilfe

Putlos (dpa) - Bundeskanzler Olaf Scholz hat Entschlossenheit zur militärischen Unterstützung der Ukraine gegen den Angriff Russlands bekräftigt. Er bewundere den Mut der Soldaten, sagte Scholz gestern auf dem Truppenübungsplatz Putlos an der Ostsee. Dort werden Ukrainer an dem Flugabwehrkanonenpanzer Gepard ausgebildet. Auch der Kanzler bestieg das Militärgerät und besichtigte es von innen.

"Die Männer, die hier sind, werden ihr Land verteidigen. Sie werden es verteidigen gegen die furchtbare Bedrohung, die durch den brutalen Angriffskrieg Russlands entstanden ist für die Ukraine", sagte Scholz, für den es der erste Besuch dieses Ausbildungsprogramms war. "Und wir werden sie weiter unterstützen mit unseren finanziellen Möglichkeiten, aber auch mit den Waffen, die wir aus Deutschland zur Verfügung stellen können", sagte er.

Deutschland habe bereits viele wirksame und schwere Waffen geliefert, sagte Scholz in Putlos und nannte Mehrfachraketenwerfer und die Panzerhaubitze 2000. Die Ukraine habe das Recht dazu, das eigene Land sowie die eigene Unabhängigkeit und Souveränität zu verteidigen.

 

Gefährliche Hitze

Seattle (dpa) - Lebensgefährliche Hitzewellen könnten im Zuge der Klimakrise sehr viel häufiger auftreten. Das ergibt sich aus Berechnungen amerikanischer Wissenschaftler. In einigen tropischen und subtropischen Gebieten könnten demnach schon 2050 viele Menschen an einem Viertel bis der Hälfte aller Tage im Jahr einer gefühlten Temperatur von mehr als 39 Grad Celsius ausgesetzt sein, wie die Berechnungen der Forscher für ein mittelschlimmes Szenario ergaben. In einer Stadt der gemäßigten Breiten wie Chicago könnten gefühlte Temperaturen von mehr als 37 Grad an vier Tagen hintereinander am Ende des Jahrhunderts 16 Mal so häufig auftreten wie in den Jahren 1979 bis 1998.

Die Studie einer Gruppe um Lucas Vargas Zeppetello von der University of Washington in Seattle (USA) ist im Fachjournal "Communications Earth & Environment" erschienen.

Die Forscher verwendeten für ihre Studie den Hitzeindex des nationalen Wetterdienstes der USA, der die Effekte von Temperaturen und relativer Luftfeuchtigkeit auf den Menschen berücksichtigt (Hitzestress) - man könnte auch von gefühlter Temperatur sprechen. Ab 39,4 Grad Celsius klassifiziert der Hitzeindex eine Wetterlage als "gefährlich", ab 51,1 Grad als "extrem gefährlich". Ein solche Situation kann innerhalb weniger Stunden zu einem Hitzschlag führen.

"Diese Standards wurden zuerst für Menschen geschaffen, die in Innenräumen an Orten wie Heizräumen arbeiten – sie wurden nicht als Zustände angesehen, die in Umgebungen im Freien auftreten würden", wird Vargas Zeppetello in einer Mitteilung seiner Universität zitiert.

Bei ihren Modellberechnungen berücksichtigten die Wissenschaftler Prognosen für die künftige Entwicklung der Bevölkerung und des Bruttoinlandsprodukts der einzelnen Länder und Regionen.



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