Von Juan E. Alemann
Cristina Kirchner befasst sich in letzter Zeit mit dem Konzept des Bimonetarismus, hat es jedoch bisher nicht verstanden. Sie weiß, dass die Menschen in Dollar sparen und Werte, ganz besonders bei Immobilien, in Dollar messen, und auch, das dies in anderen Ländern nicht der Fall ist. Sie ist sich jedoch nicht über die Konsequenzen dieser Lage im Klaren, hat in dieser Beziehung konfuse Vorstellungen, und weiß auch nicht, was getan werden sollte. Das ist bei den meisten Menschen in Argentinien, auch Fachwirtschaftlern, auch so. Viele denken, dass die Inflation erfolgreich bekämpft werden muss, so dass bei Stabilität das Problem von selbst verschwindet. Doch die Inflation wird noch längere Zeit dauern, und auch wenn es in einigen Jahren gelingt, den Peso zu einer stabilen Währung zu machen, dauert es eine Weile, bis die Gesellschaft an die Beständigkeit dieser Stabilität glaubt. Die Konvertibilität dauerte ein Jahrzehnt, und dann platzte sie. Fangen wir jetzt von vorne an.
Der Bimonetarismus besteht de facto, und eine volle Legalisierung ist nicht Übergang auf den Dollar als Landeswährung, sondern Zulassung von Zahlungen in Dollar, auch von Verträgen, die auf Dollar lauten, die als legal gelten. Dabei kann der Dollar mit der Landeswährung konkurrieren, wie es in Panama mit dem Balboa der Fall ist, oder nur für bestimmte Zwecke eingesetzt werden, wie es faktisch in Argentinien der Fall ist, aber legal nur halbwegs. Bei einer totalen Gleichstellung des Dollar mit dem Peso besteht die Gefahr, dass der Peso kaum noch verwendet wird, und das schafft Probleme mit bestehenden Pesoschulden des Staates. Die totale Dollarisierung erscheint sehr konfliktiv, wobei Argentinien dann auch das Recht auf die Geldemission verlieren würde, die das Wachstum der Wirtschaft begleitet, die keine inflationäre Wirkung hat. Das ist keine Kleinigkeit.
Einen beschränkten legalen Bimonetarismus gab es schon in den 90er Jahren, mit Domingo Cavallo als Wirtschaftsminister. Damals gab es nicht nur Spardepositen in Dollar, sondern auch Kontokorrentdepositen, mit Schecks in Dollar. Es konnten auch Kredite in Dollar erteilt werden, die in Dollar zurückgezahlt werden mussten. Dies wurde besonders bei langfristigen Hypothekarkrediten eingesetzt. Unter der Konvertibilität, mit einem festen Wechselkurs von eins zu eins des Peso zum Dollar, bestand kein Problem.
Unter der Regierung von Eduardo Duhalde wurde dieses System Anfang 2002 zerstört. Die Dollarkredite wurden zu einem Kurs von eins zu eins in Pesos umgewandelt, was ein großzügiges Geschenk an die Schuldner war, nachdem der Wechselkurs schon stark gestiegen war und danach weiter bis zu $ 3 pro Dollar stieg. Es ist auffallend, dass eine peronistische Regierung großen Unternehmen und auch reichen Großgrundbesitzern, die Dollarschulden bei lokalen Banken aufgenommen hatten, durch diese Schuldenverwässerung so viel Geld schenkte. Der Verlust fiel zunächst den Dollarsparern zur Last, und schließlich auch den Lohnempfängern allgemein, die damals einen hohen Reallohnverlust erlitten. Diejenigen, die Dollarkredite im Ausland aufgenommen hatten, was vor allem lokale Filialen ausländischer Unternehmen betraf, mussten weiter Zinsen und Amortisationen in Dollar bezahlen. Es war eine klare Diskriminierung.
Die Dollardepositen wurden damals zu einem Kurs von $ 1,40 zum Dollar umgewandelt, was für die Sparer einen Verlust bedeutete. Denn der Betrag, den sie dabei erhielten, war geringer, als den, den sie bei der Bank hinterlegt hatten. Viele Sparer strengten Prozesse vor Gericht an, die sie alle gewannen. Die Banken mussten ihnen den vollen Dollarbetrag zurückzahlen (oder in Pesos zum Tageskurs), und sehen, wie sie den Verlust (der von den Sparern auf sie übertragen wurde) von der Zentralbank zurückgezahlt erhielten. Allein, in der Tat haben die wenigsten Sparer einen Prozess eingeleitet. Die meisten haben den Verlust mit Protest (besonders mit großen Kundgebungen vor den Banken) hingenommen.
Diese Erfahrung erschwert jetzt, den Bimonetarismus wie in den 90er Jahren wieder einzuführen. Doch man kann die Rückkehr von Dollardepositen von Einwohnern von Argentinien in ausländischen Banken auch auf andere Weise fördern, nämlich durch eine Weißwaschung, mit der Bedingung, dass das Geld für längere Zeit (z.B. zwei Jahren) bei einer lokalen Bank deponiert bleibt.
Unter Duhalde wurde den Banken verboten, Dollardepositen für lokale Kredite einzusetzen, mit Ausnahme von solchen, die sich auf Außenhandelsgeschäfte beziehen, die in Dollar oder Euros abgewickelt werden. Also vornehmlich Vorfinanzierungen von Exporten. Wenn jetzt der Bimonetarismus eingeführt würde, müsste somit als erstes der Beschluss der ZB außer Kraft gesetzt werden, der interne Dollarkredite allgemein verbietet.
Die Immobilienwerte werden schon allgemein in Argentinien in Dollar gemessen. Doch bei den Übertragungsurkunden steht dann ein Pesowert, der dem Dollarwert entspricht. Die Zählung der Dollarscheine ist sehr umständlich, vor allem bei teuren Immobilien. Es wäre viel einfacher, wenn die Zahlung über Belastung eines Bankkontos und Gutschrift auf ein anderes erfolgen könnte, wobei die Übertragungsurkunde erst in Kraft tritt, wenn dies vollendet ist. Dann würde nur der Teil, der schwarz bezahlt wird, weiter in Dollarnoten gezahlt werden. Die Urkunde sollte dann direkt auf Dollar lauten.
Eine intelligente Dollarisierung, wie wir sie hier dargestellt haben, wäre für die Wirtschaft von großer Bedeutung, weil es dann wieder Bankkredite für Finanzierung von Arbeitskapital geben würde, die heute sehr spärlich sind, weil die Banken geringe Depositen haben, als Folge der Tatsache, dass die Sparer nicht in Pesos, sondern in Dollar sparen, sei es in Dolllarscheinen oder in Depositen bei Banken in den USA oder woanders. Diese Kredite sind für ein normales Funktionieren der Wirtschaft unerlässlich. Wenn die Kredite in Dollar erfolgen, bedeutet das nur, dass der Schuldner und nicht der Gläubiger das Inflationsrisiko trägt.
Gegenwärtig besteht in Argentinien ein sehr umfangreiches Kreditsystem außerhalb der Banken, das nicht der Kontrolle der ZB untersteht, weil diese Finanzanstalten angeblich nur eigene Mittel verleihen, aber keine von fremden Sparern. Doch hier werden Wucherzinsen gefordert, die gegenwärtig über 100% liegen, was die Kreditnehmer, fast alle Kleinunternehmen, schwer belastet. Wenn die Banken Dollarkredite zu niedrigen Zinsen vergeben können, dann könnten die Unternehmen auf die Wucherkredite verzichten, und das ist ein großer Vorteil.
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