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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Besuch in einem Museum

Von Marion Kaufmann

Während wir schön brav zu Hause bleiben, versuchen wir manchmal, uns nicht mehr über die neuen Verbote zu ärgern und auch nicht über die Leute, die uns mit diesen Verboten das Leben erschweren, ohne sich selbst daran zu halten. Manch eine Hausfrau träumt vielleicht davon, mal wieder in einem eleganten Lokal zu essen, etwas ganz Exotisches zu bestellen, ohne danach den Abwasch zu erledigen. Ein anderes Beruhigungsmittel wäre ein Museumsbesuch.

Zum Beispiel, im Museo Histórico Nacional, in San Telmo, beim Parque Lezama. Aber bei den jetzigen Zuständen, Quarantäne und keine Transportmöglichkeiten, könnte es ebenso gut am Nordpol stehen. Und geschlossen ist es jetzt auch wieder. Aber zum Glück haben wir ja Internet, YouTube und Bücher...

In diesem Museum werden zur Zeit 32 Bilder des Malers Cándido López (Buenos Aires 1840-1888) ausgestellt. Bereits mit 18 Jahren benutzte er Ölfarben; bald danach kannte man schon seine Porträts und Fotografien. Kurz nachdem er ein Porträt des damaligen Präsidenten, Bartolomé Mitre, beendet hatte, zog er als 26-jähriger freiwilliger Soldat in den Krieg. Es war der Krieg zwischen Paraguay und Argentinien und deren Alliierten Uruguay und Brasilien, der sechs Jahre währte und unter dem Namen „Guerra de la Triple Alianza“ in die Geschichte einging. In jenen Kriegsjahren hat C. López unzählige Szenen und Menschen skizziert und mit Bemerkungen in ein Heft eingetragen. Während einer Schlacht wurde seine rechte Hand von der Explosion einer Granate verletzt. Um eine Gangrän zu verhüten, musste die Hand, als er zurückkam, amputiert werden.

Doch er verzagte nicht: Zwei Jahre lang trainierte er die linke Hand und erreichte, dass er wieder malen konnte wie früher. Er nahm seine Skizzen hervor, verwandelte sie in Bilder, die meisten großflächig, mit Landschaften, Soldaten, Pferden, Zelten, Flüssen und Booten. Und auf allen Bildern bewundert man die Details, denn nichts entging seiner Beobachtung: die Uniformen der Soldaten, die Instrumente der Militärkapelle; Soldaten beim Überqueren eines Flusses, Soldaten beim Ruhen; Blumen und Bäume; Soldaten bei einer Schlacht ... Mit seiner genauen Beschreibung der Szenen und der Notizen würde er heute wahrscheinlich als „Kriegsberichterstatter“ berühmt sein.

Schwer zu sagen, was mehr beeindruckt: die herrlichen Bilder oder die Kenntnis, wie ein Maler die Kraft aufbrachte, die linke Hand zu trainieren und zu erreichen, dass er malen konnte, wie einst mit der Rechten.

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