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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Berühmter Mediziner

Auf Behrings Spuren durch Marburg

Von Roswitha Bruder-Pasewald

Lange war der erste Medizin-Nobelpreisträger kaum präsent in der hessischen Unistadt. Das hat sich geändert: Längst ist dem "Retter der Kinder" eine eigene Route durch Marburg gewidmet.

Behring
Der Bakteriologe Emil von Behring erhielt 1901 für seine Arbeit über die Serumtherapie (Diphtherie) den ersten Nobelpreis für Medizin. Er wurde am 15. März 1854 in Hansdorf geboren und ist am 31. März 1917 in Marburg gestorben. (Foto: dpa-tmn)

Marburg - Ein schönes Plätzchen hat sich der berühmte Mediziner für seine letzte Ruhe ausgewählt. Sanft schmiegt sich das schmale, leicht ansteigende Tal zwischen den Waldsaum. An seinem Ende steht das mausgraue Mausoleum mit der blauen Kuppel, in der eine Büste Emil von Behrings (1854 - 1917) steht.

Schon zu Lebzeiten soll sich der erste Medizin-Nobelpreisträger Gedanken über das Jenseits gemacht haben. Den Bau des Mausoleums gab der gebürtige Preuße ein Jahr vor seinem Tod persönlich in Auftrag.


Der Retter der Kinder
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Das Mausoleum von Emil von Behring: Die Bauarbeiten gab der Mediziner vor seinem Tod in Auftrag. (Foto: dpa-tmn)

Von Behring kannte sich mit der Vergänglichkeit des Lebens bestens aus und setzte alles dran, ihr etwas entgegenzusetzen. Er entwickelte mit Kollegen eine Behandlung gegen die Diphtherie. Sein Serum nahm der Krankheit, an der viele Kinder starben, den Schrecken.

Dafür bekam Emil von Behring den Nobelpreis und eine Bezeichnung, die bis heute mit ihm verbunden ist: "Retter der Kinder". Als von Behring 1917 in seiner Wahlheimat Marburg starb, trauerten nicht nur die Honoratioren der altehrwürdigen Philipps-Universität.


Lange kaum präsent im Stadtbild
Behring
Die Alte Universität von Marburg wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf den Grundmauern eines Klosters erbaut. (Foto: dpa-tmn)

1895 wurde von Behring Direktor des Hygienischen Instituts an der Medizinischen Fakultät der Universität Marburg. Die Skepsis gegenüber der hessischen Provinz legte der Immunologe schnell ab.

Mit seiner Frau bezog von Behring eine schmucke Villa, wo er beim "Marburger Kränzchen" Fachgespräche mit Kollegen führte. Er kaufte einen alten Gutshof und richtete dort ein Privatlabor ein, das der Grundstein für die Behringwerke war. Heute arbeiten hier rund 6000 Menschen in dem Biotech-Center.

Lange war der Nobelpreisträger im Bild Marburgs wenig präsent. Im Gegensatz beispielsweise zu der Heiligen Elisabeth, die Marburg im Mittelalter einen unablässigen Pilgerstrom bescherte und deren zweitürmige Kirche eines der Wahrzeichen der Stadt ist.

Oder den Gebrüdern Grimm, die während ihres Jurastudiums in Marburg lebten und hier ihre ersten beiden Märchen niederschrieben. Um daran zu erinnern, führt ein "Grimm-dich-Pfad" durch die Stadt, entlang von Skulpturen wie einer XXL-Version von Aschenputtels Schuh.


Auf zwölf Stationen durch ein Leben
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Blick auf die Unibibliothek: Die Stadt wird maßgeblich geprägt von ihrer Hochschule. (Foto: Georg Kronenberg/Marburg Stadt und Land Tourismus GmbH/dpa-tmn)

Doch mit der Behring-Route hat sich das geändert. An zwölf Stationen steht das Leben und Schaffen des Mediziners und Forschers im Mittelpunkt. Die Route führt vom Hauptbahnhof in einem großen Bogen durch Marburgs Nordwesten bis in die Nähe des Landgrafenschlosses. Drei bis dreieinhalb Stunden sollte man dafür einplanen.

Eine der Haltepunkte: Behrings früherer Wohnsitz am Rande der Innenstadt. Die feudale zweistöckige Villa präsentiert sich wie vor 100 Jahren, nur dass auf dem großen Platz davor keine Pferdekutschen, sondern Autos parken. In Behrings früherem Heim ist heute das Dekanat des Fachbereichs Pharmazie der Uni untergebracht.


Marburg ist eine Universität
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Der Grimm-dich-Pfad erinnert an die Zeit der Gebrüder Grimm in Marburg und führt unter anderem an einer großen Version des Schuhs von Aschenputtel vorbei. (Foto: Georg Kronenberg/Marburg Stadt und Land Tourismus GmbH/dpa-tmn)

An der Stelle ein kurzer Einschub zur Universität. Vor fast 500 Jahren von Landgraf Philipp dem Großmütigen gegründet, ist die Uni an jeder Ecke der 76.000-Einwohner-Stadt präsent. Im 19. Jahrhundert hat es der Jurist und Schriftsteller Ernst Koch wie folgt auf den Punkt gebracht: "Göttingen hat eine Universität, Marburg ist eine." Das spürt man noch heute. Ein Drittel der Bewohner sind Studenten.

Zurück auf den Spuren Behrings verläuft die Route aus der Innenstadt hinaus zum Mausoleum und dann zu den Behringwerken. Auf dem weiteren Weg geht es unter anderem um die von ihm entwickelte Serumtherapie und das nicht immer spannungsfreie Verhältnis zu Forscherkollegen.

Die Behring-Route endet in der Nähe des Schlossparks. Von hier ist man schnell am Landgrafenschloss. Und genießt den Ausblick über das Gewimmel von Fachwerkhäusern und schiefen Kirchtürmen. (dpa/tmn)


INFO:

Marburg feiert 2022 das 800-jährige Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen.

Behring-Route: Zwölf Stationen beleuchten das Leben und Wirken des Forschers. Unter anderem im Rathaus gibt es eine kostenlose Broschüre für den Weg. Sie lässt sich alternativ über die Website www.marburg.de kostenlos herunterladen.

Marburg Stadt und Land Tourismus

Erwin-Piscator-Haus, Biegenstraße 15, 35037 Marburg

Tel.: 0049 6421/ 99120

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