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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Berlin 1961

Kalter Krieg am Checkpoint Charlie: 60 Jahre danach

Von Verena Schmitt-Roschmann

Checkpoint Charlie
28.10.1961, Berlin: Sowjetische (hinten, T 54) und amerikanische (vorn) Panzer stehen sich am Checkpoint Charlie gegenüber. (Foto: dpa)

Berlin - Wie ein kleiner bunter Punkt schleicht der VW-Käfer durch die graue Häuserschlucht am Checkpoint Charlie. US-Diplomat Edwin Allan Lightner ist an diesem Sonntag im Oktober 1961 mit seiner Frau im Privatauto unterwegs in ein Theater in Ostberlin. Doch zu dem unbeschwerten Abend wird es nicht kommen. Stattdessen beginnt ein tagelanger Nervenkrieg, an dessen Ende sich amerikanische und sowjetische Panzer schussbereit gegenüberstehen. Es wird eine der gefährlichsten Krisen des Kalten Krieges.

Diese Konfrontation vor genau 60 Jahren - und die Autofahrt des Ehepaars Lightner - kann man jetzt noch einmal selbst erleben, zumindest virtuell. Die Stiftung Berliner Mauer hat sie in einer App mittels Augmented Reality zum Leben erweckt. In der analogen Wirklichkeit erinnert am historischen Ort wenig an die dramatischen Stunden im Oktober 1961. Die Gedenktafel am nachgebauten US-Grenzhäuschen an der Friedrichstraße ist leicht zu übersehen hinter den vielen Touristen, die sich da gegenseitig fotografieren. Der Checkpoint Charlie ist nur noch Attrappe. Und doch zieht er Besucher in Scharen an.

Anfang dieser Woche standen zum Beispiel Margit und Bernhard Bus mit einem befreundeten Ehepaar an der berühmten Ecke Friedrich- und Zimmerstraße, alle vier für ein paar Tage zu Besuch aus dem Saarland. „Wir sind alle um die 60, und die Trennung zwischen Ost und West ist uns ja allen noch sehr bewusst“, sagte Margit Bus. Die Situation an der früheren Berliner Mauer sei einfach historisch interessant.

Ihr Mann hat auch schon einmal über die Panzerkonfrontation am Checkpoint Charlie gelesen - in den Memoiren des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt, 1961 Regierender Bürgermeister von Berlin. „Das hat der Willy Brandt sehr deutlich beschrieben, dass das also so auf der Kante gestanden hat“, erinnerte sich Bus. „Das hat mich gewundert, weil ich davon vorher noch nie etwas gehört hatte.“

Tatsächlich ist die Machtprobe zwischen den westlichen und den sowjetischen Besatzungsmächten in Berlin 1961 weniger bekannt als etwa die Kubakrise ein Jahr später. Das Muster war jedoch ganz ähnlich, und einige Historiker nehmen an, dass auch in Berlin ein Krieg der Supermächte nur knapp vermieden wurde. Heute steht diese Beinahe-Katastrophe historisch im Schatten des Happy Ends: des Mauerfalls im November 1989. Am Checkpoint Charlie gibt es dazu passend immer noch die angeblich authentischen Betonbröckchen der Berliner Mauer als Souvenir, die sowjetisch gestylten Fellkappen und DDR-Schilder. Viele Berliner hadern mit dem Kommerz. (dpa)

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