Rückt Schweden nach rechts?
Von Julia Wäschenbach
Stockholm (dpa) - Ein Mann stirbt in einem Einkaufszentrum in Malmö. Schüsse treffen eine Mutter und ihr Kind auf einem Spielplatz in Eskilstuna. Jeden Tag geschieht in Schweden im Durchschnitt mehr als eine Gewalttat mit Schusswaffen. Oft enden die Gefechte rivalisierender Gangs tödlich - und machen längst auch ganz normalen Bürgern Angst. Die eskalierende Bandengewalt ist vor der schwedischen Parlamentswahl an diesem Sonntag eines der großen Themen. Magdalena Andersson muss bei der Wahl nach nur zehn Monaten als Regierungschefin um ihr Amt bangen.
Die Opposition wirft Anderssons Sozialdemokraten vor, die Situation nicht im Griff zu haben. Die Strategie der Ministerpräsidentin dagegen: Besonnenheit. „Sie versucht den Wählern das Gefühl zu geben, dass sie ihr mehr vertrauen können als den Alternativen“, sagt der Stockholmer Politikwissenschaftler Karl Loxbo. Persönlich ist die 55-Jährige beliebt. Aber in Umfragen liegt ein möglicher Block aus Sozialdemokraten, Linken, Grünen und Zentrumspartei kurz vor der Wahl in etwa gleichauf mit dem liberal-konservativen Lager um die Partei Moderaterna.
Das Kopf-an-Kopf-Rennen hat einen besonderen Grund. Denn zum ersten Mal gehen die von den anderen politischen Parteien bislang geächteten rechten Schwedendemokraten als Teil des bürgerlichen Oppositionsblocks in die Wahl. Deren rhetorisch gewandter Parteichef Jimmie Åkesson träumt davon, Schweden zum Land mit der „geringsten Einwanderung in Europa“ zu machen.
In Umfragen liegen die Rechtspopulisten als zweitstärkste Partei hinter den Sozialdemokraten. Damit haben sie auch die bislang stärkste bürgerliche Kraft, die Moderaten unter Parteichef Ulf Kristersson, überholt. Dass sie künftig Teil einer Regierung sind, ist immer noch sehr unwahrscheinlich.
Egal, welche Partei am Sonntag am Ende die meisten Stimmen auf sich vereinen kann, eines scheint schon jetzt festzustehen: Die Koalitionsbildung dürfte sich wieder sehr schwierig gestalten. Denn auch innerhalb der Lager sind sich die Parteien in vielen Bereichen uneins.
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