Noch einmal der Künstler Wilhelm Dohme
Einer unserer befreundeten Leser in Deutschland schickte uns Informationen zu diesem wichtigen Maler und Grafiker, der von 1948 bis zu seinem Tode 1985 in Argentinien lebte und mit verschiedenen graphischen Techniken, auch zeichnend und malend, Werke mit argentinischen und südamerikanischen Themen schuf.
Der Zugang zu einem Vortrag Ulrich Menzels macht mit einem Schlag klar, warum bisher noch keine Biographie mit einer umfassenden Würdigung dieses Künstlers vorliegt. Ein Link https://www.thzbs.de/uploads/tx_rtgfiles/Vortrag_Prof._Menzel_Die_grosse_Taeuschung.pdf zeigt das ganze Problem.
Es ist nämlich so, dass der junge Berliner Dohme (Jahrgang 1910) von 1937 bis 1940, unterbrochen von seinem Dienst an der Front im Zweiten Weltkrieg, in Braunschweigs wunderbarem mittelalterlichen Dom das ganze nach Osten ausgerichtete Langschiff mit einem Zyklus von 8 monumentalen Wandgemälden ausschmückte. Er stellt die “Eroberung des Ostens” dar, die Heinrich dem Löwen (1129-1195), dem Herzog von Sachsen und Bayern aus dem Haus de Welfen zugeschrieben wird, dessen Machtwünsche von den Hohenstaufen, dem rivalisierenden Hof, niedergeschlagen wurden. Der Inhalt dieses Zyklus über Heinrich den Löwen drückt deutlich das Gedankengut der Nazis aus, auch wenn die Ausdrucksform in die Neue Sachlichkeit der zwanziger Jahre gehört. Heinrich wird dabei zum Vorläufer Hitlers und seiner (nationalsozialistischen) Volksbewegung stilisiert.
Offensichtlich haben die Kunsthistoriker noch nicht gelernt, das tragische Zusammenspiel einer abwegigen Ideologie mit großen künstlerischen Fähigkeiten historisch zu begreifen. Unter den Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien gekommen sind, gibt es ein weiteres Beispiel -von jemandem, der sich, anders als Dohme, nicht von der überwundenen Ideologie trennen mochte - nämlich Wilfred von Oven, den man nur schwer seiner Überzeugungen wegen verteidigen kann, der aber ein außergewöhnlicher Journalist war.
Aus Mitteilungsblatt IX/2-2022
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