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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Aus den Regalen des Centro DIHA


Nationalsozialistische Propaganda in Argentinien, Bildmaterial fürs Dritte Reich

Das Holocaust-Museum von Buenos Aires hat zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg den nationalsozialistischen Propagandafilm Fern vom Land der Ahnen vorgestellt. Diese Diskussion wurde von Jacqueline Rajmanovich vorgeschlagen, einer Doktorandin des Kölner Historikers Holger Meding. Sie bearbeitet das Thema der deutschen Schulen in Argentinien und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus sowie das Problem der Gleichschaltung der Schulen und Klubs durch die Nazis.

Frau Rajmanovich präsentierte zunächst Zahlen zur deutschen Einwanderung und zu denen der Mitglieder der Landesgruppe Argentinien der NSDAP, die 1931 gegründet worden war. Die Landesgruppe stand nur den Reichsdeutschen offen, nicht aber den im Ausland geborenen Volksdeutschen, also nicht den Argentiniern deutscher Herkunft. Andere Institutionen erlaubten allerdings dieser sehr viel zahlreicheren Personengruppe einen beschränkten Zutritt. Die Rednerin sprach von den Naziaufmärschen in der Festhalle Luna Park in der Hauptstadt Buenos Aires und über den Skandal, der dem letzten davon im Lunapark im März 1938 folgte und vom Dekret des Präsidenten Ortiz von 1939 und den darauf folgenden Maßnahmen, um die nationalistischen und politischen Exzesse der Einwanderer in Schranken zu weisen. Dies diente zur Einleitung von ein paar Minuten aus besagtem Propagandafilm, von dem eine Kopie im Kriegsarchiv der USA bewahrt wurde. Weitere Stücke davon sind im YouTube-Kanal des Holocaustmuseums zu sehen. Fern vom Land der Ahnen wurde 1935 von der Landesgruppe Argentinien gedreht, aber die argentinischen Diplomaten in Deutschland konnten verhindern, dass der Film dort gezeigt wurde, weil darin das Land als primitiv dargestellt sei. Tatsächlich ist es ein szenisch bewegter Film, in erster Linie über das Landleben deutscher Siedler in Argentinien, in dem die germanischen Züge vor allem der in mehreren Szenen gezeigten Kinder idealisiert hervorgehoben sind, die rennen, tanzen und das Horst-Wessel-Lied singen.

Jetzt, fast hundert Jahre später, ist es höchste Zeit, diese Themen aufzuhellen. Frau Rajmanovich beschäftigt sich unter anderem damit, wie nationalsozialistisch die Nazis außerhalb Deutschlands waren und sein konnten, da sie der argentinischen Gerichtsbarkeit unterstanden, mit anderen Lebensgewohnheiten als den deutschen zurecht kamen und sich in der fremden Kultur etabliert hatten. Wir sind ihr dankbar dafür, dass sie ein so brisantes Material, wie diesen Film zur Diskussion gestellt hat, den sie mit spanischen Untertiteln versehen und damit den Lateinamerikanern zugänglich gemacht hat.

RR

(Aus Mitteilungsblatt VIII/5-2021)


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