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Aus den Regalen des Centro DIHA

Heinrich Todt, 40 Jahre Lehrer in Argentinien

Johannes Heinrich Todt
Johannes Heinrich Todt. (Foto: Rosario, 1907 / Archiv Walter Kley)

Nach vier Jahren intensiver Arbeit als Grundschullehrer mit Fachrichtung Musik und Sport im thüringischen Kammerforst wanderte Heinrich Todt (1880-1947) nach Argentinien aus. 1905-1910 lehrte er zusammen mit Reinhardt Gabert, dem Rektor, an der Deutschen Schule in Rosario. Er hatte damals nur die einfache Lehramtsprüfung abgelegt und kehrte 1909 für ein halbes Jahr nach Deutschland zurück, um sich für die Mittelschule zu qualifizieren. 1910 schied er aus der Schule in Rosario aus, arbeitete zwei Jahre in Koblenz und kehrte noch vor dem ersten Weltkrieg nach Argentinien zurück. Er lehrte wieder in Rosario, von wo seine Frau stammte, dann in Ramirez, Entre Ríos, und ab 1931 als Schulleiter der 1925 gegründeten Hindenburg Schule in Lanús Oeste, südlich der Hauptstadt. Dr. Gerd Kley, Biograph Todts, schreibt: “Diese Schule in einem relativ armen Arbeiterbezirk wurde vorwiegend von Kindern Banater Schwaben besucht, die es oft schwer hatten, das Schulgeld von 4 Pesos pro Monat aufzubringen. Das Leben des Viertels wurde durch die Sprache und die Tradition der Banater Schwaben bestimmt, die sich in speziellen Sport-, Kegel- und Gesangsvereinen organisiert hatten, in denen Todt ebenfalls Mitglied wurde. Heinrich Todt beschreibt in seinen Schul-Jahresberichten um 1932 die Not der Eltern in dieser Zeit, so dass die Schule sich genötigt sah, den Schülern, ‘von Wohltätern finanziert’, an jedem Morgen Milch, Brot und Eier zu reichen, damit sie wenigstens ein Frühstück hatten. […Er] beklagt, dass auf Grund der hohen Arbeitslosigkeit manche Eltern ihre Mädchen schon mit zehn Jahren ‘in Stellung’ geben müssen. Das macht sich in der geringen Mädchenzahl in der 4. und 5. Klasse bemerkbar.” (Gerd Kley. Vogtei-Echo/Oberdorla 7 (2019).

Die Hindenburg-Schule unter Rektor Todt machte, wie Kley schreibt, 1934 international auf sich aufmerksam, als von der amerikanischen Nachrichtenagentur AP (Associated Press) mitgeteilt wurde, “dass dort neue, aus Deutschland kommende Lehrer, ihren Unterricht in SA-Uniform durchführen. Die ersten Tage ihres Unterrichts verwendeten sie darauf, den Schülern das ‘Horst-Wessel-Lied’ einzutrichtern”.

Die Hindenburg Schule wurde 1945 wie andere deutsche Schulen und Klubs vom argentinischen Staat als Feindeigentum enteignet. Heute blickt ihre Nachfolgerin, die Deutsche Schule "Lanús Oeste", stolz auf ihr fast hundertjähriges Bestehen zurück.

Nimm und lies, die Schülerzeitung der Institución Cultural Argentino-Germana, zeigt, dass Todt von 1940 bis 1945 mehrere Grundkurse Deutsch an der Cultural gelehrt hat. Er veröffentlichte darin Beiträge zur Literatur und Sprache. Seine frühe Begeisterung für den Nationalsozialismus (Parteimitglied seit 1931) wird darin nicht sichtbar.

Es wäre schön, durch diesen Artikel in Argentinien oder Deutschland Nachkommen der drei Töchter Todts oder Schüler aufzufinden und so weitere Data, Dokumentation oder Geschichten aus jenen Jahren ins Archiv zu integrieren.

RR (Aus Mitteilungsblatt VIII/5-2021)

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