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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Aus den Regalen des Centro DIHA


Wolf von Harder, ein deutscher Intellektueller in Argentinien

Den Zauber der Landschaft rund um die elterliche Farm in Puerto Marquez hat er zweifellos geliebt - Landwirt wollte er hingegen nie sein. Wolfgang von Harder (28.2.1897 Mannheim - 19.1.1962 Buenos Aires), aus dem deutsch-baltischen Hochadel stammend, kam 1935 auf Bitten seiner Mutter Ada Sturm nach Argentinien, um Jahre nach dem Tod des Vaters, Alexander Georg von Harder die große Estancia zu leiten und die Erbschaftsangelegenheiten zu regeln. Die Eltern und Geschwister lebten vermutlich schon seit Anfang der 20er Jahre auf der Estancia, deren 36.000 ha der Vater seit Ende des 19. Jh. zusammengekauft hatte.

Wolfgang von Harder hingegen blieb zunächst in Deutschland. Der Kunsthistoriker traf sich am liebsten mit Künstlern in Paris und anderen europäischen Städten und sah sich selbst auch als Künstler. Schon früh begann er Gedichte nach seinen Vorbildern Rainer Maria Rilke und Stefan George zu schreiben. Sein erster Gedichtband Bindungen erschien 1919 in seinem eigenen Verlag. Während des Studiums lernte er einige später berühmte Dichter und Künstler kennen, zu denen er nach dem Zweiten Weltkrieg von Argentinien aus wieder Kontakt aufnahm. Wolf von Harder beschäftigte sich lieber mit schöngeistigen Dingen als mit den profanen landwirtschaftlichen Aufgaben. Er schrieb auch in Argentinien Gedichte, Novellen und Essays, die er meist im familiären Kreis vortrug. Einige wenige Veröffentlichungen auf Spanisch aus diesen Jahren sind bekannt. Seine Wohnung in Buenos Aires nutzte er als intellektuelles Refugium. Wenn es irgend ging, reiste er in die Hauptstadt, die ihn an sein geliebtes Paris erinnerte. Er besuchte Ausstellungen und Konzerte, führte Freunde und Bekannte durch die Museen der Stadt, und versuchte inmitten seiner Bücher, Antiquitäten und Kunstwerke einen kleinen Rest aristokratischen Lebens aufrecht zu halten. Ein sehr persönlicher Briefwechsel mit Werner Bock (1893-1962), einem der Vermittler deutscher Literatur in Argentinien, gibt darüber Auskunft. Ebenso der Kontakt zu dem Herausgeber der chilenischen Deutschen Blätter, Udo Rukser (1892-1971), in dessen Zeitschrift er gerne seine Gedichte veröffentlicht hätte. Das kam aber nicht zustande. 1962 starb Wolfgang von Harder bei einem Autounfall in Buenos Aires.

Leider sind kaum originale Dokumente aus seinem Leben und Werk zugänglich - einen Nachlass gibt es in keiner Institution. In der Ruine des alten Gutshauses Puerto Marquez befinden sich einige Säcke mit letzten Dokumenten zu diesem poetischen Leben auf einer Rinderfarm, die zu sichern vermutlich ein Gewinn wäre. Andrej Seuss. Siehe Stammbaum der Familie von Harder: http://www.familiepoel.de/index.php/de/von-harder.html

Aus Mitteilungsblatt VIII/9-2021

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