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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Aus den Regalen des Centro DIHA

Die deutsche Zeitung in der Avenida Corrientes

Eine Liebhaberin von Fotos hat dem Centro DIHA das hier gezeigte Bild zugeschickt, auf dem man das Gebäude der Deutschen La Plata Zeitung sieht, der deutschsprachigen Zeitung mit den meisten Lesern bis sie Mitte 1944 definitiv geschlossen wurde. Entworfen von dem ungarischen Architekten András Kálnay und von Weiss & Freytag S.A. 1930 (s. https://books.google.com.ar/) gebaut.

Die Zeitung war seit 1882 von Mitgliedern einer aus Hamburg stammenden Familie herausgegeben, Hermann Tjarks und seinen Brüdern, und später von seinen Söhnen unter Leitung von Emilio Tjarks. Gegenüber dem Argentinischen Tageblatt der Familie Alemann, Schweizern, die zu Anfang dem Sozialismus nahestanden, deren Nachfahren in den dreißiger Jahren bekanntlich engagierte Antinazis waren, vertrat die Deutsche La Plata Zeitung die konservative kaisertreue deutschsprachige Mehrheit, die auch in Buenos Aires in jenen Jahren dem Nationalsozialismus zuneigte –wobei im Ausland natürlich die schlimmsten Züge und Handlungen abgeschwächt dargestellt werden mussten– was zu ihrer Schließung führte.

Der Titel La Plata Zeitung soll hier kurz kommentiert werden. Nicht Deutschsprachige denken bei diesem Titel, er benenne die deutschsprachige Zeitung von La Plata, der Hauptstadt der Provinz Buenos Aires. Diese Hauptstadt ist jedoch erst 1882 gegründet worden, im selben Jahr als Hermann Tjarks die alleinige Leitung übernahm. Er hatte 1878 die Deutsche Zeitung am (Río de) la Plata gekauft und gab ihr diesen kürzeren Namen, ähnlich dem des auf französisch erscheinenden Courrier du La Plata – nicht weil er in der Stadt La Plata erschien, sondern weil ihr Publikum aus Lesern am Fluss Río de la Plata bestand und für diese Anrainer bestimmt war. Es ist nicht die Zeitung von La Plata, sondern die Zeitung am La Plata.

Das Bild zeigt zur Linken das damals neue, modern ausgestattete, Gebäude der Zeitung der Familie Tjarks, das noch heute an der Avenida Corrientes 672 steht. In der Ferne erkennt man schwach den 1936 errichteten Obelisk und man sieht, dass in Buenos Aires Linksverkehr herrschte. Erst im Juni 1945 wurde Rechtsverkehr eingeführt “um einzuführen was bei der Unabhängigkeitserklärung der USA und in Europa mit der Französischen Revolution aufgekommen war” schreibt in Clarín vom 8.6.1945 Eduardo Parise. Ein neues Foto zeigt, dass die Höhe des Tjarkschen Gebäudes mittlerweile in dieser zentralen Gegend der Stadt mehrfach erreicht und überboten wurde.

RR. (Aus Mitteilungsblatt VIII/9-2021)

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