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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Aus den Regalen des Centro DIHA


Fotografie: Gisèle Freund

Gisèle Freund. Die Welt und mein Objektiv. Spanische Fassung.

1908 in Berlin in eine gut situierte Familie geboren und 2000 in Paris gestorben, gilt diese Fotografin als eine der Großen ihres Faches und der Theorie über die Fotografie des XX. Jahrhunderts.

Die Autobiographie, eine Erwerbung der Bibliothek Centro DIHA, beginnt mit ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Herkunft im Mai 1933. Sie studierte damals Soziologie in Frankfurt und gehörte zu einer antifaschistischen Gruppe. Sie studierte in Paris weiter, und um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, begann sie ihre Laufbahn als Fotografin. Sie freundete sich mit den Buchhändlerinnen Adrienne Monnier und Sylvia Beach an, in deren Buchläden sich die wichtigsten Intellektuellen und Künstler des damaligen Paris trafen, viele von ihnen standen noch am Anfang ihrer Laufbahn. Sie machte Fotos von Malraux, Gide, Valéry, Cocteau, Joyce, Benjamin, Matisse u.a. Ihr guter Ruf und die frühe Anwendung der Farbfotografie auf Papier und in Diapositiven führten sie 1938 auch nach London, wo sie George Bernard Shaw, Virginia Woolf, Samuel Beckett, T. S. Eliot und andere fotografierte. Freund erzählt über ihre Treffen mit den großen Autoren und Künstlern Europas, über ihre Reisen und ihre Besessenheit, mit der Kamera alles zu bezeugen, was sie sah und erlebte.

Sie lernte in Paris Victoria Ocampo kennen, die ihr 1942 bei der Emigration nach Argentinien und der Flucht vor der Gestapo half. In Buenos Aires fotografierte sie Borges, Neruda und andere. Sie nahm für nordamerikanische und europäische Zeitschriften Dokumentarfilme und Fotoarbeiten in Feuerland, Patagonien und in anderen Ländern Südamerikas in Auftrag. Eine Serie mit Fotos von Eva Perón für Life Magazin führte 1950 zu einem diplomatischen Zwischenfall mit den USA, fast hätte sie Argentinien nicht verlassen dürfen. Ihr Prestige als erste Forscherin zur Geschichte und Soziologie der Fotografie, ihre enge Verbundenheit mit der Frankfurter Schule, an der sie ihre Doktorarbeit begonnen hatte und ihre nicht geklärte Beziehung zu Walter Benjamin bleiben außerhalb dieses autobiographischen Werkes.

Als politisch Verfolgte hatte sie ihrem Geburtsland abgeschworen, und hatte in Argentinien keinen Kontakt mit den deutschen Exilanten.

Ein Teil der Werke G. Freunds ist 2019 im Museo Sívori von Clara Masnatta ausgestellt worden. Dort waren Farbdias ihrer farbigen Portraits und andere Werke zu sehen.

Ob ihre theoretischen und technischen Schriften unter den damaligen argentinischen Intellektuellen Spuren hinterlassen haben, sollte Thema einer Forschungsarbeit werden.

RL

(Aus Mitteilungsblatt VIII/4-2021)

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