Geheimnisse im Staub - Isabelina
Isabelina. Geheimnisse im Staub. Martínez: Maizal 2019.
Für das Archiv wurde ein neues deutschsprachiges Buch erworben, das in Argentinien erschienen ist. Es ist die deutsche Fassung eines spanischen Buches, übersetzt von U. Sager und M. Sommersguter, auf Spanisch bei Kindle zu finden. Der Name Isabelina deutet auf Maria Isabel Pingel de Busch hin, eine Argentinierin deutscher Herkunft in vierter Generation, Ex-Schülerin der Goetheschule. Sie hatte zuvor einen Roman auf Spanisch, Erzählungen und Reisebeschreibungen veröffentlicht. Im vorliegenden Buch beschreibt die Autorin auf Deutsch ihre Familiengeschichte. Ein Urgroßvater kam gegen 1880 nach Argentinien, gründete ein Unternehmen und kaufte ein Landhaus in Banfield, einem Vorort von Buenos Aires. Der Großvater Karl kam zu Anfang des XX. Jahrhunderts nach Argentinien und heiratete 1916 eine der Töchter des Unternehmers. Er war Chemiker und gründete während des Ersten Weltkriegs (als in Argentinien Ersatzteile und Gebrauchsgegenstände rar wurden) eine Fabrik, in der Kautschuk verarbeitet wurde. Diese war seit Beginn der 30er Jahre von seiner Witwe Magdalena und deren Brüdern weitergeführt worden. Als das Buch geschrieben wurde, lebte noch eine Tante dieser Generation und half mit ihren Erinnerungen. Die dritte Einwanderergeneration und die der Erzählerin sehen wir nur in ihrer Gegenwart, die von ihren diversen Aufenthalten in London, Frankfurt und Buenos Aires berichtet. Man sieht, dass der Text in verschiedenen Etappen entstand und danach historisch geordnet wurde. Sehr gute Fotos von einigen ihrer Verwandten und von großen Familienfesten, vor allem in Argentinien, sind eingefügt. So z.B. Bilder vom Matetrinken in dem gutbürgerlichen Haushalt.
Die Geschichte geht zurück auf ein Familienbuch der Großeltern Karl und Magdalena. Außerdem zog die Erzählerin Briefe ihrer Angehörigen hinzu. Eine große Rolle spielte der Erste Weltkrieg: der Onkel Alfons war auf dem südöstlichen europäischen Kriegsschauplatz eingesetzt, die Tante Luise verwaltete in Frankfurt das Haus der Mutter während des Krieges und der Hyperinflation zu Anfang der 20er Jahre. “Isabelina” zitiert nur gelegentlich aus diesen Schriften, schmückt aber ihren Text mit literarischen Zitaten.
Die ersten Leser der spanischen Fassung sind natürlich die Angehörigen, die der deutschen Sprache oder der alten deutschen Handschrift nicht mächtig sind und die Quellen nicht lesen können. Aber das Buch ist mehr als einfach eine Familiengeschichte. Diese wird in den Dienst eines eigenen Zweckes gestellt, nämlich, zu zeigen, wie sie auf die Gegenwart eines Menschen einwirkt, der zur dritten oder vierten Einwanderergeneration gehört.
RR
Aus Mitteilungsblatt VIII/3-2021
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