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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Aus den Regalen des Centro DIHA


Malón - Schrecken der Pampas

Albert Amerlan. Malón. Schrecken der Pampas. Buenos Aires: Foerster 1942.

Claudia Garnica* hat auf Spanisch über dieses Buch geschrieben. Hier ein paar zusätzliche Bemerkungen.

Es spielt vor dem Ausheben des gigantischen 400 km langen Grabens durch Leopoldo Alsina 1876-77, an der damaligen Südgrenze der argentinischen Provinzen, der das Abtreiben der Rinderherden nach den Raubüberfällen der Indianer erschwerte, und vor der Einführung der Remington-Repetiergewehre im argentinischen Heer. Die Indianer verwüsteten die estancias zwischen Bahía Blanca und dem Südteil der Provinz Córdoba. Anschließend noch ein paar Bemerkungen zu dem Buch.

Amerlan erzählt hier nicht eigene Erlebnisse (die Einleitung von 1942 nennt ihn den “Erzähler”) aber, wie in seinem anderen Buch, Nächte am Río Paraguay. Kriegsbilder und Charakterskizzen, ist sein Hauptaugenmerk auf Sitten- und Kriegsszenen gerichtet, in die romanhafte Szenen eingesprenkelt sind. Die Kriegsszenen konnten ihm Gesprächspartner, Freunde oder schriftliche Berichte vermitteln. Er hat aber mit Ausnahme von Baigorrita die Namen der Kaziken und Soldaten geändert, die sich bekriegten. Sehr detailreich wird das Aussehen und das Verhalten der Indianer und der argentinischen Streitkräfte geschildert, nirgends aber wird der Erzähler als Figur sichtbar. Mit Zahlen berichtet Amerlan von den Betrügereien an den Indianern bei der Übergabe von Waren und Geld, die den sogenannten Tribut darstellten. Der Autor berichtet, dass nur ca. ein Viertel des Ausgemachten tatsächlich übergeben werde (S. 142), und zeigt, dass dies von den indios durchaus bemerkt wurde (S. 146). Trotz der Darstellung dieses Betruges werden die Indianer als blutrünstige Verräter dargestellt.

Amerlan muss von dem grausamen Schicksal vieler Personen, von dem systeminhärenten Fehlen einer vernünftigen Vergebung auf beiden Seiten der Grenze, dem unbeugsamen Militärrecht auf der Seite der Staatstruppen und der nicht begriffenen Wildheit der Indianer zum Schreiben gedrängt worden sein, keineswegs von der schwierigen Lage der Indianer, die von den Truppen immer weiter nach Südwesten zurückgedrängt wurden.

Er beschreibt übrigens die Zelte der ranqueles als konische Zelte, nicht als die formlosen Zeltbauten, von denen es Bilder gibt. Andererseits erwähnt er ihre gefürchteten langen Lanzen, die in dieser letzten Phase von den ranqueles geschwungen wurden. Aber Selbstbeobachtetes hat er hier gewiss nicht beschrieben.

Im Argentinischen Wochenblatt von 1886 sind mehrere Szenen dieses Buches unter dem Titel An der Frontera abgedruckt. Unter diesem Titel konnte das Buch als in Deutschland veröffentlichtes gefunden werden. Dem Verlag der Goethebuchhandlung muss damals ein deutsches Exemplar** vorgelegen haben. *Literatura en alemán de migrantes y viajeros a la Argentina (1870-1970). Sarrebruck: Publicia, 2016. **Albert Amerlan. An der Frontera. Leipzig: Mutze [1884].

Aus Mitteilungsblatt VIII/10-2021

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